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Das vergessene Geschenk - Teil 1/1 - Druckversion

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Das vergessene Geschenk - Teil 1/1 - Estefania - 10.12.2020

Knapp am Thema vorbei. Aber lest selbst:

Das vergessene Geschenk

„Mist, Mist, Mist“, fluchte Lois vor sich hin, während sie versuchte, ihre unbequemen „Reporterpumps“ auf umständlichste Art und Weise von ihren Füßen zu entfernen. Sie war verdammt spät dran. Wenn man es eilig hatte, wollten die einfachsten Dinge nicht gelingen. Erst recht, wenn man gleichzeitig noch in der Schreibtischschublade kramte, um nach ein paar Habseligkeiten zu suchen. Doch endlich war es geschafft. Die Pumps lagen lieblos auf dem tonlosen Teppich des Daily Planet, die Handtasche war geschultert, der Mantel übergeworfen. Eilig humpelte sie in den halb angezogenen Sneakers zum Aufzug. Dort angekommen, drückte sie gleich mehrmals ungeduldig auf den Knopf. „Davon kommt er auch nicht schneller“, konnte sich einer ihrer Kollegen seinen unnötigen Ratschlag nicht verkneifen. Er für seinen Teil entschied sich für die Treppe. „Frohe Weihnachten“, rief er mit hoch gehobenem Arm als Abschiedsgruß. „Ja danke. Du mich auch“, murmelte Lois genervt, als endlich das errettende ‚Bling‘ des Aufzugs ertöne, bevor sich die Türen aufschoben. Viel zu langsam für ihren Geschmack. Aber immerhin taten sie es. Und als Lois dann in der Kabine stand, nutzte sie die Zeit, die Fersen ihrer Sneakers endlich anständig hochzuziehen. Geschafft! Was für eine Erleichterung.

Der Knopf für das Erdgeschoss wurde gedrückt und gemächlich schlossen sich die Türen wieder. „Na mach schon“, feuerte sie den Aufzug ungeduldig an. Es war Weihnachtsabend und Lois hatte immer noch kein Geschenk für Clark. Wo auch immer der gerade steckte. Zwar klebten sie nicht den ganzen Tag während der Arbeit aufeinander – was ja auch eher kontraproduktiv wäre – aber normalerweise verabschiedete er sich bei ihr, wenn sie noch keinen Feierabend hatte. Das konnte nur bedeuten, dass er nebenher noch anderes zu tun hatte. Aber daran war Lois inzwischen gewohnt.

Ein weiteres „Bling“ ertönte und die Türen öffneten sich wieder. Ohne zu zögern verließ Lois schnellen Schrittes den Aufzug und lief durch die Eingangshalle des „Daily Planet“, um kurz darauf die kühle Abendluft einzuatmen. Draußen war es bereits dunkel geworden. Aber immer noch war es hell genug, denn die Straßenlaternen und die Lampen des großen Redaktions-Gebäudes erhellten den Platz. Ein Blick auf ihr Handy verriet der Journalistin, dass Clark ihr keine Nachricht hinterlassen hatte. Auch gut. Sie sah sich um. Hoffentlich wollte er sie nicht überraschen, um sie abzuholen. Dann hätte sie keine Gelegenheit mehr, noch schnell ein Geschenk zu besorgen.

Doch Clark war nicht hier. Stattdessen zog allerdings einer der Blumenkübel, die auf dem hell erleuchteten Platz des Gebäudes verteilt waren, ihre Aufmerksamkeit auf sich. Lois trat näher, fixierte das definitiv nicht zu den grünen Tannen passende Blau und griff danach. Sie zog daran. Das Stück Stoff hatte sich verheddert und sie musste vorsichtig sein, um es nicht zu zerreißen. Lois ahnte bereits, was sie gleich in Händen halten würde.

„Ach Clark“, seufzte sie und stopfte die Krawatte in ihre Handtasche. Wie oft hatte sie ihm gesagt, dass er seine Krawatten wenigstens in seiner Schreibtischschublade hinterlegen sollte? 100 Mal? 1000 Mal? Er lernte es wohl nie. Sein Krawatten-Verschleiß war unglaublich hoch. Nun ja. Diese hier hatte sie ja zum Glück gefunden, konnte sie waschen, bügeln und wieder in seinen Kleiderschrank hängen. Darüber müsste sie unbedingt noch einmal ein ernstes Wort mit ihrem Gatten sprechen müssen. Aber nicht jetzt.

Jetzt war es an der Zeit, ein Weihnachtsgeschenk für eben Jenen zu finden. Also eilte Lois zum Parkplatz hinüber und betätigte bereits unterwegs den Knopf ihrer Fernbedienung. Zeit sparen, wo es nur ging. Dort hinten pfiff ihr Kleinwagen zwischen den großen Schlitten und die Lichter blinkten ihr auffordernd zu. Na dann los!

Wie lange es gedauert hatte, bis sie endlich die Haustür mit Geschenk betreten konnte, wusste Lois nicht. Sie hatte nicht auf die Uhr gesehen. Aber scheinbar kam sie gerade rechtzeitig, denn aus dem Ofen heraus duftete es herrlich nach der Pizza, die Clark offensichtlich bereits ohne sie in den Ofen geschoben hatte. Sie wollten diesen Abend gemütlich angehen. Nur zu zweit. Das große Fest mit Familie und Freunden war am Weihnachtstag an der Reihe. Doch der heilige Abend gehörte nur ihnen. Deshalb sollte Clark sein Geschenk auch schon heute bekommen.

Aber noch stand dies in der Ecke an der Garderobe, eingepackt in eine rote Tüte mit unzähligen Santas drauf und wartete noch geduldig. „Ich bin dahaaaa“, rief sie, noch während sie sich ihres Mantels entledigte. Doch das hätte sie sich sparen können. „Ich weiß“. Zwei starke Arme legten sich von hinten um ihre Taille und sie spürte seinen Kuss in der Nackenkuhle, die noch vom Schal gewärmt war. Sein Atem verursachte ihr eine wohlige Gänsehaut, während sie die Augen schloss, um diesen Augenblick zu genießen.

„Wie war Dein Tag?“ Auf diese Frage hin seufzte Lois und schüttelt den Kopf. „Wie war Deiner?“ Clark wunk ab und löste sich von ihr. „Willst Du nicht wissen“. Damit war wohl alles gesagt. Manches wollte man vielleicht auch tatsächlich gar nicht wissen. Also beließen sie es dabei und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Küche. Zwei Pappverpackungen lagen noch in der Ecke der Arbeitsplatte. „Hmm, Tiefkühlpizza“, stellte Lois fest, grinste aber nachsichtig. „So schwer ist Pizzateig nun wirklich nicht. Musst Du wirklich mal versuchen“. Aber sie hatte Hunger und der trieb bekannterweise alles rein, also setzte sie sich an den Tisch und begann damit, sich die Pizza in Stücke zu schneiden. „Das große Festessen ist meine Mum bestimmt längst am Vorbereiten“, entgegnete Clark mit einem Augenzwinkern und Lois verdrehte die Augen. Nicht, dass sie das Essen ihrer Schwiegermutter nicht zu schätzen wusste. Ganz im Gegenteil. Aber Martha verstand sich einfach viel zu gut aufs Kochen und Backen, so dass man nie der Versuchung widerstehen konnte. So aß man ganz von selbst jedes Mal mehr, als man eigentlich vertragen konnte. „Ja dann kann ich anschließend wieder nachhause rollen“, grinste sie und schob sich mit den Fingern ein Stück in den Mund. Clark tat es ihr gleich und an den Blicken, welche die beiden tauschten, war beiden anzusehen, dass sie sich doch sehr auf den morgigen Tag und Marthas Kochkünste freuten.

Nichtsdestotrotz waren die recht kleinen Pizzen schnell aufgegessen. Lois wischte sich mit einer Serviette den Mund ab, stand auf und wusch sich die Hände. Clark räumte im Handumdrehen den Esstisch ab und beide trafen sich wenige Minuten später im Wohnzimmer. „Oh … warte“, sagte Lois und verschwand im Flur, wo an der Garderobe noch immer das Geschenk darauf wartete, endlich ausgepackt zu werden. Mit beiden Händen versteckte sie es hinter ihrem Rücken, während sie sich wieder der Couch näherte, auf der es sich Clark in der Zwischenzeit gemütlich gemacht hatte. Mit hochgelegten Beinen lümmelte er dort, offenbar in der Absicht, für den Rest des Abends dort liegen zu bleiben. Neugierig legte er seinen Kopf in den Nacken, als er hörte, wie sich Lois ihm von hinten näherte. Sie suchte sich einen freien Platz auf der Couch und gesellte sich zu ihm. Sein Kopf folgte ihr abermals und er sah, wie sie ihm mit fröhlichem Lächeln hielt sie ihm die Santa-Tüte entgegen. „Frohe Weihnachten. Ich dachte, ich gebe es Dir jetzt schon, wenn wir noch Ruhe haben“. „Humm?“ Das war alles, was von ihrem Gatten zu vernehmen war, als dieser sich irritiert aufrichtete und wie automatisiert die Tüte entgegennahm. Von einem ungeduldigen „Na schau schon rein“ aufgefordert, tat er eben selbiges, griff kurz danach hinein und beförderte einen schwarzen, hölzernen Krawattenhalter zum Vorschein. „Oh?“ Lois nahm ihm sein Geschenk ab, um es ihm genauer zu demonstrieren. „Für Deine Krawatten“, erklärte sie. An dem schwungvoll gebogenen Haken hängte sie das gute Stück an ihrem Zeigefinger auf hielt es ihm vors Gesicht. „Du kannst ihn einfach an der Kleiderstange aufhängen und er ist um 360 Grad drehbar“.

Ein verhaltenes Lächeln zeigte sich auf Clarks Gesicht, als er sich sein Geschenk wieder zurückholte, um es sich genauer zu betrachten. „Das ist … praktisch“, nickte er. „Ja nicht? Das habe ich mir auch gedacht“. Lois lächelte ihn an und Clark schwante Böses. Weshalb er sich dann auch gleich verlegen am Hinterkopf kratzte. „Aber …“ Ein Räuspern folgte. „Haben wir nicht ausgemacht, dass wir uns dieses Jahr nichts schenken?“ Langsam, ganz langsam verschwand die Fröhlichkeit aus Lois‘ Gesicht, als ihr klar wurde, dass ihr Göttergatte ganz offensichtlich nichts für sie hatte. „Und da hast Du einfach nichts gekauft?“ Nichts zu schenken hieß doch lediglich, dass man sich nichts Großes, nichts Teures schenkte. Aber das hieß doch nicht wirklich NICHTS! Man schenkte sich dann eben etwas Praktisches, etwas man wirklich gebrauchen konnte. Oder eben etwas von Herzen. Aber man schenkte doch dann nicht einfach NICHTS!

Lois beobachtete, wie Clarks Kopf langsam zu nicken begann und hörte sein leises, vorsichtiges „Ja?“. Clark indessen sah, wie sich ihre Schultern senkten und sich ihre Lippen zu dieser süßen Schnute zogen, wie sie es immer taten, wenn Lois schmollte. Ein gefährliches Zeichen, das wusste er, fürwahr. Aber ebenfalls wusste er, dass es noch nicht zu spät war. Da war noch etwas zu richten. Also wirkte er gleich wieder selbstsicherer, richtete sich auf und erhob sich dann gänzlich von der Couch. „Nur weil ich nichts gekauft habe, heißt das nicht, dass ich nichts für Dich habe“, erklärte er und reichte ihr auffordernd seine Hand. „Zieh Dich an. Dein Geschenk wartet draußen auf Dich“.

Skeptisch griff Lois nach der ihr angebotenen Hand und stand ebenfalls auf, ging hinaus in den Flur und zog sich wieder an.
Nur wenige Minuten später spürte sie seinen festen Griff um ihre Taille, bevor sie sich in die Luft erhoben. Zum Glück hatte Lois ihre anfängliche Höhenangst überwunden. So etwas konnte man nicht gebrauchen, wenn man mit Clark Kent verheiratet war. So legte sie lediglich einen Arm locker um seine Schultern, eine Hand an seiner Brust, während sie immer höher und höher flogen.

Auf der eisernen Kugel des Daily Planet Gebäudes setzte Clark zur Landung an und Lois protestierte augenblicklich. „Oh nein, bitte nicht. Da komme ich doch gerade erst her“. Nach einem langen Arbeitstag konnte sie sich schöneres vorstellen, als wieder unmittelbar genau dorthin zurück befördert zu werden. Doch Clark machte eine ausladende Bewegung seines Armes über die Stadt hinweg. „Sieh Dir das an“. Und Lois sah es sich an. Sah den riesigen Weihnachtsbaum, der wie jedes Jahr an derselben Stelle, ganz in der Nähe des Daily Planet seinen Platz gefunden hatte, sah ihn funkeln und glitzern, bewunderte den goldenen Stern, welcher die Tanne krönte. Sie sah die vielen Lichter, weiß, golden, leuchtend und blinkend, die die Straßen durchzogen und die ganze Stadt in eine romantische Weihnachtswelt verzauberten. Die Menschen dort unten erschienen ihr so klein und hektisch. Genau, wie sie selbst noch an eben jenem Abend. Sie eilten durch die Straßen, um Busse und Taxen zu erreichen, die ihnen dann doch vor der Nase davonfuhren, suchten auf den letzten Drücker noch das perfekte Weihnachtsgeschenk, telefonierten oder stritten miteinander. Doch keiner von ihnen nahm diese atemberaubende, weihnachtliche Schönheit wahr, die Metropolis ihnen bereits seit Wochen bot. Das Einzige, was zu ihrem Glück noch fehlte, war Schnee. Oder vielleicht war es auch Glück, dass es eben nicht schneite. Denn sonst würden die Menschen wohl noch mehr schimpfen, Unfälle bauen und wieder schimpfen.

Verträumt lächelnd stand sie da, beide Arme um Clarks Körper gelegt, den Kopf an seiner Schulter ruhend. „Ach, Clark. Das ist wirklich ein schönes Geschenk“.


RE: Das vergessene Geschenk - June - 10.12.2020

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RE: Das vergessene Geschenk - Lossi Kal-El - 11.12.2020

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RE: Das vergessene Geschenk - tenten31 - 12.12.2020

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RE: Das vergessene Geschenk - Teil 1/1 - Estefania - 21.12.2020

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