We Can Be Heroes
What Happens in Vegas (Teil 3/9) - Druckversion

+- We Can Be Heroes (https://wecanbeheroes.de)
+-- Forum: We Can Be Heroes Just for One Day (https://wecanbeheroes.de/forum-5.html)
+--- Forum: The Others (https://wecanbeheroes.de/forum-15.html)
+--- Thema: What Happens in Vegas (Teil 3/9) (/thread-151.html)



What Happens in Vegas (Teil 3/9) - tenten31 - 24.01.2021

Oberste Priorität, als sie die Hotelzimmertür hinter sich geschlossen hatten, war sicherzugehen, dass sie nicht abgehört wurden. Stumm deutete Blue Gansey, dass er im Badezimmer ihrer Honeymoon-Suite anfangen sollte, während sie den Eingangsbereich absuchte.

Sie arbeiteten beide schnell, unauffällig und konzentriert. Schließlich fanden sie eine Wanze unter der plüschigen Couch und eine Kamera im Schlafzimmer. Das bedeutete gleich mehrere Dinge: Zum ersten war da jemand ziemlich pervers veranlagt; auch wenn Blue beinahe gewillt war, einem Angestellten hier zu unterstellen, dass er eben mit illegalen Pornos im Internet Geld verdiente. Die Kamera war auch keine der üblichen, die sie bei F.O.X. meistens benutzten.

Zum zweiten bedeutete aber die Wanze – F.O.X.-Standard –, dass jemand von ihrer Mission wusste, und das war der wirklich beunruhigende Teil. Es führte ihnen ganz unzweideutig vor Augen, dass es bei F.O.X. wirklich einen Maulwurf gab. Wenn sie die Wanze nun entfernten, bestätigten sie demjenigen die Info und verrieten ihm, wer sie waren. Wer die Agenten waren, die den Maulwurf dingfest machen sollten. Wenn sie sie ließen, könnten sie nicht wie geplant in der Suite Pläne schmieden oder weiteres Vorgehen besprechen.

„Ich geh mir erst mal den Flugzeug-Smog abduschen. Kommst du mit?“ Dicks Virginia-Drawl hatte sich nur noch verstärkt; Blue mutmaßte, es sollte Müdigkeit ausdrücken. Sie bekam eine Hand entgegen gehalten, ein spitzbübisches Lächeln auf Ganseys Lippen, als er ihrem Blick begegnete.

Es war die einzige Möglichkeit offen zu reden, weshalb Blue sie auch ohne Zögern annahm. „Oh ja“, legte sie eine beinahe schnurrende Qualität in ihre Antwort. Sie flatterte kokett mit den Lidern und legte ihre Hand in Ganseys, um ihm ins Badezimmer zu folgen.

Ins glücklicherweise wanzenfreie Badezimmer.

Sie schlossen die Tür hinter sich, könnten aber noch nicht sofort das Wasser aufdrehen. So schnell war niemand ausgezogen. Also noch eine Runde für das unfreiwillige Publikum.

„Mmmmh, Jane“, sprach Gansey ihren Decknamen aus, ein gutturales Brummen voller Lust. Und für einen Moment merkte Blue, wie sein Blick dabei sie unerwartet traf. Als Hitze, die sich in ihr regte – was lächerlich war, das wusste sie selbst. Hastig unterdrückte sie jeden Anflug von echter Emotion.

Allerdings wusste sie, dass in ihrem antwortend rauen, „Komm her, Tiger“ deutlich mehr echte als nur gespielte Lust mitschwang.

Sie warteten noch kurz, dann stellte Gansey die Dusche an.

„Verdammter Mist“, flüsterte er und jegliche Spur von weichem Südstaaten-Drawl war wieder verschwunden. Sie waren also wieder King und Mirror. Er setzte sich mit dem Rücken zur Tür, deutete ihr, sich neben ihn zu setzen.

Leise setzte sie sich zu ihm, nickte. „Wenigstens haben die Glendowers in ihren Flitterwochen sicher jede Menge heißen Dusch-Sex.“

Sie überlegte, was sie eigentlich mit ihm hatte besprechen wollen, bevor sie entdeckt hatten, dass die Suite abgehört wurde. Ach ja. Ihre Mundwinkel wanderten höher und höher und sie konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. „Macht Magician sowas eigentlich öfter?“

Für einen langen Moment erhielt sie nur einen verwunderten Blick von Gansey, bis er wusste, was sie meinte. Und dann konnte auch er nicht mehr anders als zu grinsen. „Ich muss ehrlich gestehen, ich weiß es nicht. Nicht auf unseren Missionen.“

„Er ist wirklich gut. Wirklich überzeugend. Teil der verzogenen, obersten Sphären“, kicherte Blue immer noch.

Wo ihre beiden Personas darauf getrimmt waren, zwar vielleicht optisch aufzufallen, aber sofort als harmlose Spinner abgetan zu werden, sagte Adams Persona: „Schenkt mir gefälligst eure ungeteilte Aufmerksamkeit“. Ganz eindeutig stinkreich, ganz eindeutig schwul, ganz eindeutig daran gewöhnt zu bekommen, was er wollte. Und Lynch sein Boytoy in Lack und Leder. Es war wirklich ein Bild für Götter gewesen! Das einzige, was ein wenig an Blue nagte, war das Wissen, dass die beiden erster Klasse geflogen waren und jetzt perfekt erholt wären, während die Glendowers sich offensichtlich nur die Holzklasse leisten konnten.

„Ist er. Sind sie beide“, nickte Gansey. „Ich würde Greywaren mein Leben anvertrauen.“

Womit sie wieder bei dem Thema wären, ob einer aus ihrem Vierer-Team der Maulwurf sein könnte. Blue seufzte leise. Eigentlich wollte sie darüber gerade nicht reden. Gansey legte seine Hand ins Feuer für Lynch – damit blieb also Adam übrig. Sie merkte, wie sie sich wünschte, Adam wäre auf ihrer Seite… „Ich knöpfe mir morgen mal Magician vor ,“ erwiderte sie tonlos.

Gansey presste die Lippen aufeinander, sein Mund eine schmale, freudlose Linie. „In Ordnung“, nickte er schließlich.

Dann stand er auf, legte seine Brille am Waschbecken ab und begann, sich unbeeindruckt seiner Kleidung zu entledigen.

„Was?“, zischte Blue unverständig.

„Ich hab jetzt wirklich eine Dusche nötig. Du kannst dich ja umdrehen.“

~*~*~*

Natürlich hatte Blue sich umgedreht, zumindest die meiste Zeit. Ein paarmal hatte sie dann doch zu Gansey gesehen, wie er so in seiner ganzen Nacktheit unter der Dusche stand und sich ohne viel um sie zu kümmern Schweiß und Flugzeugluft abwusch. Sie hatte ja eigentlich gewusst, dass er einen guten Körperbau hatte, durchtrainiert, athletisch, kompakt…

Blue hatte diese verstohlenen Blicke vor sich selbst damit gerechtfertigt, dass sie schließlich ein verheiratetes Paar mimten; Dick und Jane hatten sich ganz sicher schon oft nackt gesehen. Was, wenn sie nun vor anderen Leuten auf einmal überrascht war davon? Das wäre absolut nicht ihrer Persona entsprechend.

Dann allerdings hatte sie die Zeit genutzt und aus dem Kulturbeutel die beiden In-Ear-Kommunikatoren herausgesucht, die Noah ihnen allen mitgegeben hatte, um zu kommunizieren. Sie reichte Gansey einen davon – schließlich waren die Dinger wasserfest – und steckte sich ihren eigenen ins linke Ohr. Begutachtete sich damit im Spiegel; das Gerät war so klein, dass es im Ohr komplett verschwand. Hätte sie es nicht ungewohnt gegen ihr Trommelfell gespürt, hätte sie keine Ahnung gehabt, dass es überhaupt da war.

„When I was just a little girl I asked my mother what will I be“, begann sie als Empfangstest leise vor sich hin zu singen.

Als sie auch schon Noahs gut gelaunte Stimme klar und deutlich hörte: „Sargent, an dir ist eine Diva verloren gegangen.“

Sie schmunzelte zu sich. „Danke“, erwiderte sie murmelnd. „Kannst du mich gut hören? Hat Alpha-Team sich schon gemeldet?“

„Ich hör dich laut und deutlich, Blue. Und bis jetzt bist du die Erste. Keine Ahnung, was die beiden so lange brauchen. Bei euch alles grün?“

„Grün. Eine F.O.X.-Wanze, ein ausgefalleneres Kameramodell in der Suite.“

Es dauerte einen langen Augenblick, bis Noah antwortete; vermutlich scannte er in dieser Zeit das Stockwerk nach entsprechender Überwachungstechnologie. Die Signale wären bestimmt nicht allzu stark, mutmaßte Blue, schließlich war die angemietete sichere Wohnung, in die Noah sich eingenistet hatte, auf der anderen Seite des Hotelkomplexes. „Okay, nettes Empfangskommando. Ich werde versuchen, mich auf die Frequenzen zu schalten. Dann weiß ich, was die Konkurrenz kriegt.“

„Könnte es sein, dass die Kamera keine von unseren ist?“

„Hmmm… Lieber nichts riskieren. Aber in einem der Koffer müsste ein Störsender eingepackt sein, den ihr nutzen könnt. Technisches Equipment hat manchmal schließlich kleine Aussetzer. Sieht aus wie ein Montblanc-Füller.“

„Okay, danke, Noah.“

„Nichts zu danken. Over and out.“

Im Spiegel konnte Blue beobachten, wie Gansey nach einem Handtuch griff und aus der Dusche stieg, ohne diese abzudrehen. Er schlang sich das Handtuch locker um die Hüften und trat zu ihr, fischte seine Brille vom Waschbecken. „Willst du auch grad noch?“

Blue wollte gerade schon den Kopf schütteln, überlegte es sich dann aber doch anders. Es würde verdächtig aussehen, wenn sie trocken aus dem Bad käme. „Haare nass machen. Ich will nachher noch eine Runde joggen.“ Danach würde sie dann ausgiebiger duschen und sich Zeit dafür nehmen. Jetzt, mit Gansey als Publikum, musste das wirklich nicht sein.

Und so behielt sie auch ihre Unterwäsche an, als sie unter das heiße Wasser trat. Schenkte Gansey ein zuckersüßes Lächeln.

Er zuckte daraufhin nur die Schultern. „Dann gehe ich schon mal vor und aktiviere den Störsender.“

Blue nickte, dass sie ihn gehört hatte – auch wenn ein Wassertropfen, der sein Schlüsselbein entlang und dann seine Brust hinunter gelaufen war, gerade viel mehr ihrer Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Ja, verdammt, ihr Kollege hatte einen tollen Körper, na und?

Die Klinke der Badezimmertür bereits in der Hand, drehte Gansey sich nochmals zu ihr. „Showtime“, formten seine Lippen lautlos. Er setzte ein seliges Lächeln auf und beschleunigte seine Atmung etwas, als müsste er noch ein wenig nach Luft schnappen. Dann öffnete er die Tür. „Ich wart im Bett auf dich.“ Damit machte er noch einen Kuss in die Luft und war auch schon verschwunden, die Tür wieder geschlossen.

Blue war allein im Bad. Sie stellte das Wasser ab, atmete tief durch und schloss einen Moment die Augen. Nahm erneut einen tiefen Atemzug. Dann entledigte sie sich ihrer nassen Unterwäsche und schnappte sich ebenfalls ein Handtuch, um es sich um den Körper zu wickeln.

Im Spiegel checkte sie, dass ihre Haare entsprechend chaotisch und bemüht auf die Schnelle wieder ordentlich gemacht aussahen. Biss sich auf die Lippen, saugte daran, bis diese leicht geschwollen waren. Dann vergewisserte sie sich, dass ihr seliges Lächeln ebenfalls überzeugend aussah, bevor sie zu Gansey ins Schlafzimmer ging.

Sie ließ ihre Hüften ein wenig mehr schwingen als sie das normalerweise tat. Blieb vor dem Bett stehen, auf dem sich „Dick“ bereits unter der Decke seitlich drapiert hatte, den Kopf auf einen Arm gestützt, so dass er sie direkt beobachtete. „Hast du mich vermisst?“, hauchte sie.

„Und wie.“ Er hielt ihr die Decke auf, so dass sie nur darunter schlüpfen brauchte.

Was sie auch tat. Und nachdem sie nicht wusste, was der Stand mit dem Störsender war und inwiefern dieser nur die Kamera oder auch die Wanze beträfe, kuschelte sie sich eng an ihn. Himmel, Richard Campbell Gansey III roch gut! Ein erdiger, angenehm warmer Geruch mit einem Hauch von Minze. Blue bemerkte, wie ihr Puls ein wenig schneller ging.

Sein Arm löste sich und legte sich ihr um die Taille. Inzwischen lag er auf dem Rücken, sie halb auf ihm, die Augen geschlossen.

Vielleicht könnte Blue ja für ein paar Augenblicke so tun, als wäre das hier alles echt. Als wäre das eben nicht der arrogante Gansey, sondern… wer auch immer. Adam vielleicht, schließlich hatte sie sowieso vorgehabt, ihn nach einem Date zu fragen. Und Adam war ebenfalls verdammt sexy mit seinen hohen Wangenknochen, seinen feinen Zügen, seinen strahlend blauen Augen…

(tbc in Teil 4)