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What Happens in Vegas (Teil 6/9) - Druckversion

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What Happens in Vegas (Teil 6/9) - tenten31 - 13.02.2021

„Nein, gesehen hat er mich glaub ich nicht. Und ja, ich hab ihn leider verloren.“ Blue seufzte, als sie die Vorkommnisse des Vormittags zum dritten Mal erzählte.

Sie waren alle fünf unbeobachtet genug, dass sie frei sprechen konnten. Blue und Gansey hatten beschlossen, die Glendowers noch eine Runde den Strip entlang spazieren zu lassen – Hand in Hand und sich immer wieder möglichst verliebte und liebevolle Blicke zuwerfend, schlenderten sie an den verschiedenen Casinos und Hotels entlang, aus deren dunklen Tiefen Musik und das allgegenwärtige Klingeln der Spielautomaten zu hören war. Adam hatte sich seit einer Weile am hoteleigenen Pool des Excalibur Hotels postiert, da um diese Uhrzeit dort am meisten los war. Lynch hatte sich laut dessen Aussage in seine und Adams Suite zurückgezogen, da er wohl keine Lust hatte, ständig von irgendwelchen Fans seines „Gönners“ belagert zu werden – außerdem würde sein Teint zu sehr leiden. Und natürlich hatte er sich auch zurückgezogen, um sich endlich um die Einladungen zu kümmern.

Die vier Männer redeten wild durcheinander, so dass Blue nur Bruchstücke ihrer Reaktionen mitbekam. Lynchs düstere Schimpfworte konnte sie allerdings auch so erraten. Adams Ton war sonnig, die Worte passten aber so gar nicht dazu – Blue verstand „…Mistkerl…“ und „…schuld, wenn…“. Noah fragte sie etwas, das sie allerdings nicht ausmachen konnte. Und Ganseys „…finden ihn schon“ wurde immerhin davon begleitet, dass er sanft ihre Hand in seiner drückte.

Als sie zu ihm blickte, entdeckte sie ein aufmunterndes Lächeln und einen Ausdruck in seinen Augen, den sie so bisher noch nicht bemerkt hatte. Die Mittagshitze klebte ein paar verirrte Haarsträhnen in seine Stirn und an seine Schläfen, was das sehr akkurate Image ein wenig negierte. Es war aber auch heiß – sie sollten bald zusehen, dass sie wieder nach drinnen kamen!

„Jane, noch da?“, hörte sie Adams leicht besorgt klingende Stimme.

Wie lange hatten die anderen auf ihre Antwort gewartet? „Ich bin noch da. Noah, ich war nicht nah genug für einen Marker“, riet sie einfach mal seine Frage. Und lag damit offensichtlich richtig. „Ist bei dem anderen Marker denn noch was rausgekommen?“

Sie hörte Noah leise summen, bevor er antwortete: „Jepp. Angestellten-Spinte und Wäscherei sind lokalisiert. Würde aber vorschlagen, die Uniformen möglichst kurz vorher zu besorgen, damit sie nicht vermisst werden.“

„In Ordnung. Also morgen Mittag etwa. Nicht allzu knapp“, setzte Gansey fest.

Von Lynch und Adam hörte Blue zustimmende Laute, bevor Lynch hinzufügte: „Wenn wir bis dahin nicht alle vier Einladungen in Händen halten und da einfach rein marschieren. Wäre mir lieber. Der Bastard wird Augen machen!“

Blue bemerkte, dass Gansey zu ihr sah, direkt ihrem Blick begegnete. Ernst fragte er: „Ronan, bis wann schaffst du die Einladungen zu Prokopenkos Hochzeit? Ich wäre gerne vorbereitet, falls es doch Plan B wird.“

„Chill, Gansey! Ich hab dich noch nie hängen lassen, oder?!“ Ein aggressiver Unterton war immer noch in Lynchs Stimme zu hören.

Ein leises Seufzen von Gansey. Blue konnte ihn aus dem Augenwinkel nicken sehen. „In Ordnung. Wenn wir bis morgen Vormittag nichts haben, bereiten wir uns auf Plan B vor.“

„Wer führt die Operation Uniform durch?“, fragte Adam sachlich.

Von Lynch war ein leises Grummeln zu hören, aber keine Widerworte.

Blue überlegte einen Augenblick. „Dick ist zu auffällig. Noah, kannst du Adam und mich morgen lotsen?“

„Klar, mach ich.“

Gansey neben ihr wirkte nicht begeistert, dass er so plötzlich nicht mehr Teil des Plans war. Blue hoffte, er sah trotzdem ein, dass es wirklich in dieser Konfiguration am unauffälligsten wäre.

„Adam, das ist auch in deinem Sinne? Kein Schaulaufen mit Boytoy?“, fuhr sie in neckendem Ton fort, um die Atmosphäre ein wenig aufzulockern.

Und es wirkte, zumindest bei dem Angesprochenen. Adam lachte. „Passt… Um aber nochmal auf Kavinsky zurück zu kommen: Noah, kommst du in die Buchungssoftware des Excalibur? Obwohl wahrscheinlich keiner unserer Gesuchten unter seinem echten Namen eingecheckt ist.“

„Wahrscheinlich“, stimmte Gansey nachdenklich zu.

Ein Schnauben von Lynch. „K ist clever, aber eitel. Der will, dass Leute wissen, er war’s.“ Hatte er Kavinsky studiert oder riet er gut aus dem, was allgemein erzählt wurde?

„Okay“, kam es langsam von Noah. „Einen Versuch ist es wert. Ich besorge mir grad die Daten für den Buchungsserver.“

Blue wusste, das würde eine Weile dauern. Sie suchte Ganseys Blick und deutete ihm mit einem Kopfnicken, ob sie nicht umdrehen wollten. Er schien einen Augenblick zu überlegen, bevor er nickte. Aber anstatt denselben Weg zurückzugehen, trat er an die Gehsteigkante, sah die Straße hinauf und hinunter. Bei einer Lücke im Verkehr zog er Blue mit sich auf die andere Straßenseite, wo zumindest abschnittsweise Schatten herrschte.

„Danke“, formte Blue mit den Lippen und schenkte ihm ein Lächeln, als sie drüben waren. Ihr Strohhut tat zwar sehr gute Dienste, aber jedes Stückchen Schatten fühlte sich trotzdem himmlisch an.

Gansey erwiderte das Lächeln kurz, bevor er zurück im Gespräch war. „In Ordnung. Sollte Noah wirklich fündig werden, teilen wir uns morgen auf – zwei durchsuchen Kavinskys Zimmer, zwei gehen zu Prokopenkos Hochzeit. Irgendwo wird die Liste ja sein.“

„Klingt vernünftig“, stimmte Adam zu.

Sie hatten alle die Briefing-Unterlagen für diese Mission gelesen. Natürlich hatte niemand ihnen gesagt, wer auf der Liste mit den Codenamen und Klarnamen stand. Blue ging davon aus, dass keiner aus diesem Team gefährdet war, ansonsten hätte die Direktorin sie wahrscheinlich nicht ausgewählt, aber sicher sein konnten sie wohl erst, wenn diese vermaledeite Liste sicher vernichtet war. Aber was wäre sicher vernichtet? Das Briefing hatte erwähnt, dass die Liste digital und hochverschlüsselt war – vermutlich suchten sie also nach so etwas Kleinem wie einem Flashdrive. Vermutlich…

„Hm, kein Kavinsky im Excalibur, aber gleich mehrere Prokopenkos, was aber im Angesicht einer bevorstehenden Hochzeit nicht überraschend ist“, mischte sich Noah wieder ein. Scheinbar hatte er die Datenbank geknackt.

Ob es Sinn machen würde, deren ganze Zimmer zu durchsuchen? Was war Prokopenkos Rolle in diesem Spiel?

„Was ist mit Decknamen? Sprechenden Namen?“, hakte Lynch nach.

Noah schwieg einige lange Augenblicke. „Hmmm… Ein paar ungewöhnliche Namen. Haha, da heißt jemand wie das deutsche Wort für Coming-of-Age. Roman Effing-Bildung.“

„Das ist er.“ Es war mehr ein gutturales Knurren denn wirkliche Worte von Lynch. Und nicht zum ersten Mal fragte Blue sich, woher Lynch Kavinsky so gut kannte.

„Noah, die Zimmernummer“, drängte Gansey. Seine Hand drückte ihre fester, ohne dass er es wirklich zu merken schien. Als Blue zu ihm sah, war sein Gesichtsausdruck angestrengt freundlich und sein Blick stur nach vorne gerichtet.

Sie versuchte ihm ihre Hand zu entziehen – und konnte den Moment genau ausmachen, in dem Gansey bemerkte, was los war. Seine Hand erschlaffte, ließ ihre sofort frei. Als Blue erneut zu ihm aufsah, stand in seinem Gesicht eine unausgesprochene Entschuldigung. Blue atmete tief durch und ergriff einem Impuls folgend erneut Ganseys Hand.

Schließlich meldete Noah sich wieder. „Oh, im Luxor, nicht im Excalibur. Die beiden gehören zur selben Gruppe… Zimmer 621.“

„Danke. Ronan und ich übernehmen das Zimmer. Blue, Adam, ihr die Hochzeit.“

(tbc in Teil 7)