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What Happens in Vegas (Teil 7/9) - Druckversion

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What Happens in Vegas (Teil 7/9) - tenten31 - 20.02.2021

Der morgige Donnerstag war streng durchgetaktet; sie durften sich keine Fehler erlauben. Nach dem Frühstück kamen entweder ihre gefälschten Einladungen oder nicht – so oder so startete ab diesem Zeitpunkt ein Countdown bis zur Übergabe der Liste. Bis dahin musste alles sitzen, alles stimmen, alles passen. Sie mussten diese Mission erfolgreich abschließen.

Kurzzeitig hatte Blue auch noch mit dem Gedanken gespielt, einfach einen Haftbefehl gegen Kavinsky zu erwirken – aber wie sie alle hatte er mit Sicherheit genug Agententraining, um unterzutauchen und nicht mehr auffindbar zu sein, wenn er denn wollte. Nein, sie vier mussten ihn hier schnappen; dass seine Karriere bei F.O.X. zu Ende war, wusste er sowieso. Jetzt und hier war er noch in Reichweite…

„Jane?“, hörte sie ein Flüstern neben sich, sanft genug, dass es sie nicht wecken würde, wäre sie nicht sowieso noch wach.

Es war eines von Blues Ritualen seit ihrem ersten Einsatz damals. Damals hatte sie die Nacht vorher nicht schlafen können, hatte generell vor lauter Angst und Adrenalin kaum drei Stunden auf eine ganze Woche verteilt geschlafen. Das hatte sie dann, zurück zuhause und in der Sicherheit ihrer eigenen vier Wände, alles nachgeholt. Seitdem visualisierte sie für sich nochmals den Plan und alles, was sie schützen würde. Ihre Persona, wie sie reagieren würde, ob sie auf dieser Hochzeit weinen würde, wie sie sich mit dem gutaussehenden Fremden unterhalten würde, dessen Partner ihn ebenfalls versetzt hatte. Und wie sie aus einem Champagnerglas eine tödliche Waffe improvisieren konnte, oder aus einem Blumendraht... alles, was Maura ihr beigebracht hatte. Es ließ sie sich für alle Eventualitäten vorbereitet fühlen.

„Liebling?“, kam es erneut geflüstert. Sie spürte, wie die Matratze sich verformte, als Gansey sich zu ihr drehte.

„Mhmmm?“, versuchte sie schläfriger zu klingen als sie wirklich war.

„Ich kann nicht schlafen“, war seine Stimme nun ganz nah an ihrem Ohr. Sein warmer Atem kitzelte leicht und sie konnte den typischen Hauch Minze wahrnehmen, den sie inzwischen auch mit ihm zu assoziieren gelernt hatte.

Dass sie hier in ihrem Hotelzimmer nicht reden konnten, wussten sie beide sehr genau. Trotzdem wäre es unnatürlich, nicht zu fragen. „Alles okay? Bedrückt dich was?“

Zur Antwort bekam sie ein nachdenkliches Seufzen. „Ich weiß nicht so recht... Jetzt sind wir hier in Vegas und... und wir verschlafen alles...“ Er zog die Wörter richtiggehend in die Länge.

Zu ihrem Glück war es dunkel genug, dass niemand das Lächeln sehen würde, das sie sich für einen Moment gönnte. Dann seufzte sie ebenfalls, legte einen leicht frustrierten Ton auf: „Irgendwann müssen wir aber doch auch mal schlafen.“

„Können wir doch daheim dann auch noch.“ Dick hatte sich inzwischen aufgesetzt und ein leises Klicken warnte Blue vor, dass er seine Nachttischlampe anschaltete.

Sie würden der Porn-Cam also eine Show liefern.

Als Blue sich im Bett zu ihm umwandte, hatte er sich bereits seine Brille vom Nachttisch geangelt und aufgesetzt. Irritiert blinzelte sie ihn an. „Dick, Liebling, lass uns schlafen...“

Mit einem erneuten, diesmal lauten und deutlich frustriert klingenden Seufzen schlug er die Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. „Wenn du schlafen willst, fein! Ich geh mir jetzt eine Show ansehen oder so.“

Blue sah verwirrt zu, wie er sich scheinbar blindlings ein Paar dunkler Hosen und ein Hemd überzog, seine Schuhe nahm und zuerst zur Schlafzimmertür und dann zur Suitetür hinaus stapfte.

„Schatz?“, fragte sie vorsichtig in die hinterlassene Stille. Natürlich erhielt sie keine Antwort.

Dann schlug sie ebenfalls die Decke zurück, zog sich hastig die erstbesten Klamotten an, die sie fand, schnappte sich noch ihre Handtasche und den Zimmerschlüssel und sprintete ihrem frustrierten Ehemann hinterher.

Gansey wartete bereits an der Tür zum Treppenhaus auf sie. Ein breites, unverstelltes Lächeln trat auf sein Gesicht, als er sie entdeckte, und er hielt ihr die Tür offen.

Im Treppenhaus stiegen sie etwa eineinhalb Stockwerke in einvernehmlichem Schweigen nach unten, bevor Blue es nicht mehr aushielt: „Filmreif, Mister Glendower.“

Er stieß ein amüsiertes Schnauben aus. „Man könnte fast meinen, ich mache sowas öfter.“

„Machst du das denn?“ Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, sein zufriedenes kleines Grinsen, seine leicht angezogenen Schultern, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

„Hin und wieder.“

„So so, du spielst deiner eigenen Ehefrau also was vor?“, neckte Blue. Sie merkte, wie gut ihr die Bewegung tat, wie sie gleich leichter atmete, jetzt wo sie aus der Suite draußen waren. Was nicht hieß, dass sie hier vollkommen offen und frei reden konnten – aber es fühlte sich deutlich mehr nach Räumen und Situationen an, die sie kontrollieren konnten.

„Meiner geliebten Ehefrau würde ich doch niemals...!“ Er ließ das Satzende unausgesprochen zwischen ihnen hängen. Dieser Teil war sowieso vor allem inhaltsloses Necken. „Aber im Ernst, ich konnte wirklich nicht schlafen“, fügte er leiser, dankbarer hinzu.

Blue sah zu ihm hinüber, gab ehrlich zu: „Ich auch nicht.“

„Das...“ Ganseys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Kavinsky war Ronans alter Partner, bis K ihn einfach zurückgelassen hat. Ich weiß nicht, wie er reagieren wird, wenn er Ronan hier sieht...“

Blues Lächeln verschwand schlagartig bei dieser Eröffnung. Es erklärte vieles. Warum Lynch so viel über Kavinsky wusste. Warum Gansey in dem gemeinsamen Gespräch so reagiert hatte. Warum er sofort Lynch von der Hochzeit abgezogen hatte, als sich die Chance geboten hatte. Warum er Lynch ihr gegenüber immer verteidigt hatte – fühlte er sich etwa verantwortlich für die Fehler oder auch die Vergangenheit seines Partners?

„Er weiß hoffentlich, dass du ihn niemals im Stich lassen würdest“, gab sie schließlich ebenso leise, ebenso ernst zurück.

Gansey nickte. „Sollte er. Ich hoffe es.“

Eine Antwort blieb Blue ihm schuldig, da sie in der Lobby ankamen. Schnellen Schrittes und ohne ein Wort miteinander zu reden, durchquerten sie diese und wurden erst wieder langsamer, als sie sich bereits einige Schritte vom Hotel entfernt hatten.

Und auch dann war es Gansey, der zuerst wieder sprach: „Weißt du was? Lass uns wirklich noch irgendwo hingehen! Was meinst du?“ Sein Gesichtsausdruck war neckend, aber Blue meinte in seinem Blick, der auf ihr ruhte, ein hoffnungsvolles Funkeln zu erkennen.

Was keiner von ihnen beiden aussprach, war, dass nach Prokopenkos Hochzeit morgen Abend diese Mission sehr wahrscheinlich vorbei war. Sie würden in den nächsten Flieger nach Hause steigen, noch eine offizielle Nachbesprechung über sich ergehen lassen und dann wieder getrennter Wege gehen.

Und Blue realisierte, dass sie es vermissen würde. Dass sie Dick und Jane vermissen würde. Diese so unerwartet ungezwungene Partnerschaft mit Richard Campbell Gansey III, Mister Unnahbarer Super Spy persönlich. Der gar nicht mehr so unnahbar und arrogant schien inzwischen. Sie waren ein verdammt gutes Team, arbeiteten erstaunlich selbstverständlich und reibungslos zusammen. Nach gerade einmal zwei Tagen reichte ein Blick zur Kommunikation. Ja, das würde sie vermissen...

Sie hielt an, atmete bewusst tief durch, während sie überlegte, und drehte sich langsam zu ihm. Begegnete seinem hoffnungsvollen Blick und konnte ein spitzbübisches kleines Grinsen nicht mehr verhindern. „Weißt du was, lass uns genau das machen. Lass uns das Nachtleben hier ein wenig unsicher machen!“ An Schlaf war gerade sowieso nicht mehr zu denken.

Seine geschult coole Haltung wich einem ehrlichen breiten Lächeln. Einem sehr hübschen Lächeln. Es war einer dieser Momente, in denen Gansey nicht darauf achtete, wie er wirken mochte, was für ein Bild er abgab. Und Blue mochte diese Momente sehr, stellte sie fest, ließen sie sie doch ein wenig hinter die unnahbare Fassade blicken.

Sie ergriff seine Hand und setzte sich erneut in Bewegung, den Strip hinunter. Dabei folgte sie ihren Instinkten, waren doch viele ausgehfertig aussehende Menschen unterwegs, denen sie einfach folgen könnten. Die sie schon an einen lohnenswerten Ort brachten – solange sie morgen zum Frühstück wieder auf der Matte standen, konzentriert und bereit, konnten sie jetzt noch ein wenig Zeit totschlagen. Und dass sie beide nicht schlafen konnten, hatten sie ja bereits etabliert.

Auf dem Weg sprachen sie kaum, aber es fühlte sich auch nicht so an, als wäre das nötig. Blue hielt immer noch Ganseys Hand fest und irgendwann griff er um, verschränkte ihre Finger ineinander. Sie sah daraufhin kurz zu ihm auf, begegnete seinem so offen gut gelaunten Lächeln. Und wusste, auch auf ihren eigenen Zügen lag ein ähnliches Lächeln. Sie mussten aussehen wie das liebestrunkene junge Pärchen, das ihre Personas darstellten.

Nur einmal, nur für kurz, könnten sie wirklich einfach so tun, als ob… Blue könnte so tun, als wäre sie wirklich mit ihrem frisch gebackenen Ehemann hier – wer das sein sollte, wen sie sich da ganz genau vorstellte, wusste sie nicht. Sie hatte keinerlei feste Beziehung; redete sich immer damit heraus, dass der Job das eben auch nicht zuließ. Aber dass dieser noch unbekannte Mann, mit dem sie beschlossen hatte, ihr Leben zu teilen, aussah wie Gansey, dagegen hatte sie überraschend wenig einzuwenden.

Und als sie ihn so aus dem Augenwinkel musterte, musste sie zugeben, dass er besonders jetzt auch zum Anbeißen aussah: Seine Haare waren immer noch etwas wild vom Bett, auch wenn er ganz offensichtlich versucht hatte, sie mit den Fingern in Form zu bringen. Es hatte so viel mehr Natürliches an sich als Gansey der Super Spy oder Dick Glendower. Dazu die Brille auf seiner Nase, das einfache Hemd, die Ärmel aufgeschlagen, und dunkle Hosen – klassisch und zeitlos und ziemlich sexy…

Nur für ein paar Stunden könnten sie so tun, als wäre das hier alles Wirklichkeit.

Blue war sich ihrer verschränkten Finger sehr deutlich bewusst. Seine größere Hand in und um ihre. Es hielt ein abenteuerlustiges Schmunzeln auf ihrem Gesicht. Es beschleunigte ihren Puls ganz unmerklich immer weiter. Und ohne darüber nachdenken zu wollen, zog sie sich daran ein wenig näher zu ihm, bis sich auch ihrer beider angewinkelten Unterarme berührten. Fast als wäre sie bei ihm untergehakt, nur dass sie nicht vorhatte, seine Hand loszulassen.

Das Verrückte war, ihm schien es genauso zu gehen. Erneut drückte er sanft ihre Hand, zog sie noch ein wenig näher zu sich.

Keiner von ihnen beiden sprach. Für ihren Teil wusste Blue, wenn sie nun etwas sagte, würde sie die Illusion dieses Moments zerstören. Sie kämen am Ende darauf zu sprechen, warum sie hier waren. Das wollte sie gerade nicht. Und sie war dankbar, dass er sich ebenfalls einfach treiben ließ.

So steuerten sie also anderen Partygängern hinterher, schließlich vom Strip weg in eine Seitenstraße. Dort hörten sie bereits die Musik, sahen eine Schlange am Eingang; jeder wurde von einem Türsteher wie einem Berg ganz genau gemustert.

„Willst du hier rein, oder sollen wir uns was anderes suchen?“, war seine Stimme mit einem Mal ganz nah an ihrem Ohr, kitzelte es angenehm. Er hatte sich etwas zu ihr herunter gebeugt, sah sie erwartungsvoll an.

Blue hoffte, die Zweifel, die sich in diesem Moment in ihre Gedanken schlichen, waren nicht in ihrem Blick sichtbar. Wenn sie jetzt wieder gingen, weitersuchten, würden sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einfach zurück ins Hotel gehen. Den Rest der Nacht wach oder in erschöpftem Halbschlaf verbringen. Blue würde sich fragen, was diese Nacht noch hätte werden können. Nein, sie wollte sich nicht fragen, sie wollte es herausfinden!

Aber sie wollte auch Gansey eine letzte Chance geben umzukehren. „Kriegst du etwa kalte Füße?“

„Wieso sollte ich“, grinste er frech zurück und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf.

Sie mussten keine drei Minuten warten, bis sie von dem Türsteher gemustert und mit einem einfachen Grunzlaut nach drinnen gewinkt wurden.

~*~*~*

Es war definitiv ein Club, auch wenn der Bereich um die größte Bar eine angenehm ruhige Atmosphäre ausstrahlte. Alles war Holz, Plastik, Vinyl, Vintage Chic und jede Menge Leute. Blue hatte das Gefühl, sich einfach von der Masse treiben lassen zu können, ohne dabei unterzugehen. Es war laut – zu laut, um sich zu unterhalten, aber genau richtig, um ganz eng aneinander zu rücken, wenn man etwas sagen wollte.

Falls man sich denn unterhalten wollte. Mit einem fragenden Blick und einem Nicken hatten sie bereits beschlossen, erst einmal gemeinsam die Tanzfläche unsicher zu machen. Blue merkte, wie schnell ihr Herz gegen ihren Brustkorb hämmerte, wie sie Energie loswerden musste, bevor sie noch etwas tat oder sagte, was sie bereuen würde.

Die Musik war gut. Der DJ legte vor allem alte Dance-Klassiker auf, viel Pop, viel Rock. Und als schließlich auch noch „You Never Can Tell“ gespielt wurde, war Blue überrascht. Nicht nur war ihr Begleiter ein guter Tänzer, nein, er tanzte mit ihr Twist in bester Pulp-Fiction-Manier. Wirkte dabei cool und aalglatt, bis er zum Ende hin in ein breites Grinsen ausbrach, von dem Blue wusste, dass er dasselbe Grinsen auf ihrem Gesicht ebenfalls finden würde.

Sie fielen sich lachend und außer Atem in die Arme. Und blieben dort. Der nächste Song war eine langsame Ballade, und ganz von selbst legte Blue ihre Hände in seinen Nacken, schmiegte sich eng an ihn, ihren Kopf an seine Brust gelegt. An ihrer Wange konnte sie sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmern spüren. Seine Arme umschlangen sie, seine Hände sanft an ihrem Rücken. Sie fühlte sich gut aufgehoben, so ohne viele Worte verstanden und… sicher.

In diesem Moment wollte Blue einfach nur die Augen schließen und so tun, als ob. Hier und jetzt, mit ihm. Mit Gansey. Und danach würden sie nie wieder darüber sprechen. So einfach wäre das.

Der Song endete und Blue nahm ihren Kopf wieder von seiner Brust. Als sie zu ihm aufsah, fand sie ein schüchternes Lächeln vor, Unsicherheit und Hoffnung in seinen Augen, die ihr mit einem Mal Angst bereiteten. Hastig löste sie sich von ihm und ergriff stattdessen seine Hand, um ihn mit zur Bar zu ziehen.

Sie bestellten willkürlich zwei Cocktails und blieben damit an der Bar stehen.

„Blue, ich…“

„Wusstest du eigentlich, dass meine Mom ausgebildete und zertifizierte Barmixerin ist?“, unterbrach sie Gansey hastig, bevor er die unangenehme Stille zwischen ihnen noch toppen könnte. Sie gab ihren Händen etwas zu tun, indem sie die Orangenscheibe von dem Spießchen zu lösen begann.

„Nein, das wusste ich nicht. Aber können wir nochmal…?“

Erneut unterbrach Blue ihn, auch wenn sie wusste, wie unhöflich sie gerade war und wie uninteressiert sie gerade auf ihn wirken musste – erst recht, da sie seinem Blick sehr bewusst auswich. „Sie hat lange selber rumprobiert und die grässlichsten Mischungen zusammengestellt. Bis sich wer ihrer erbarmt und ihr den ersten Kurs geschenkt hat.“

„Das gerade… Du…“

„Ich hätte auch einen Kurs mitmachen können, aber ich war damals unterwegs“, fuhr sie unbeirrt fort, irgendetwas zu erzählen. Was ihr gerade einfiel eben. „Jetzt gerade bereue ich das ein bisschen. Der Cocktail ist echt lecker. Wie ist deiner denn?“ Endlich brachte sie ihren Blick auch wieder zu seinen Augen. Seinen fragenden haselnussbraunen Augen, die sie verstummen ließen – und die Welt um sie herum gleich mit.

Blue lehnte sich ihm entgegen, noch bevor sie überhaupt realisierte, dass sie sich überhaupt bewegte. Ihre Lider flatterten synchron zu ihrem schnellen Puls.

„Greenmantle?“

Blue war verwirrt, öffnete die Augen wieder, sah Gansey fragend an. „Was?“

„Colin Greenmantle“, wiederholte er. Schlagartig stand ihr wieder der unnahbare Super Spy gegenüber.

Blue musste sich sehr zusammenreißen, um sich nichts anmerken zu lassen. Enttäuschung, dass dieser Moment wohl unwiederbringlich vorbei war; Frustration, dass Gansey einfach so ohne Vorwarnung zurück wechselte; sture Verzweiflung, vielleicht den Moment zurückholen zu können, wenn sie nur weiterpreschte, wobei sie gleichzeitig wusste, wie sinnlos und dumm das war…

Ganseys Blick wurde entschuldigend; scheinbar hatte er doch auch bemerkt, was in ihr vorging. Verdammt! Immerhin blieb es bei dem Blick. Stattdessen fügte er noch in sachlichem Ton hinzu, „Hinter dir, elf Uhr. Er ist dick drin im weltweiten Waffenschmuggel – vor allem ausgefallene Waffen. Ich hatte schon einmal das Vergnügen.“

Oh verdammt! Als Blue realisierte, wovon Gansey da eigentlich redete, setzte auch bei ihr augenblicklich das Agententraining wieder ein. Dass ihr Gespräch niemand mithörte, da war sie relativ sicher, sprachen sie doch auch zu leise, als dass etwas anderes als Noahs Knöpfe im Ohr etwas davon übertrugen. „Meinst du, da besteht eine Verbindung?“

Gansey seufzte, nickte. Nahm ihre freie Hand in seine und führte sie für einen kurzen Augenblick an seine Lippen – es war eine Entschuldigung und eine Bestätigung, dass er dasselbe gefühlt hatte, bevor… Oder zumindest wollte Blue das alles in dieser kleinen Geste lesen.

„Lass uns gehen“, meinte sie sanft und zog ihn bereits mit sich in Richtung Ausgang.

(tbc in Teil 8)