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What Happens in Vegas (Teil 9/9) - tenten31 - 06.03.2021 Mit Noahs Hilfe konnte Blue sich ungesehen ins Innerste des Excalibur schleichen und stand schließlich vor der großen Tür zum Kühlraum. Sie machte sich auf alles gefasst, wusste sie doch auch, sie tat gerade genau das, was Kavinsky wollte. Als sie beherzt die Tür öffnete, war es drinnen unerwartet dunkel. „Mach die Tür hinter dir zu“, wies Kavinskys Stimme sie von irgendwo aus der Dunkelheit an. Blue überlegte kurz, schließlich hieß das auch, warten zu müssen, bis jemand von außen die Tür wieder öffnete. Das musste zwar bei einem großen Restaurant nicht so lange dauern, aber unwohl war ihr bei dem Gedanken trotzdem. „Wird’s bald?!“ „Adam, bist du auch hier?“, fragte sie stattdessen ins Dunkel hinein. Sie hörte einen dumpfen Aufprall, dann wie jemand scharf die Luft einsog. „Ich bin hier“, drang schließlich Adams Stimme an ihre Ohren. Er schien zumindest noch so weit in Ordnung zu sein, dass er nicht offensichtlich nach Schmerzen klang. Blue schnaubte leise. „Okay“, gab sie lediglich zurück und ließ die Tür hinter sich mit einem leisen Klicken ins Schloss fallen. Ein fahles blaues Licht ging an – eine Taschenlampe. Und im Schein dieser konnte sie auch die beiden Männer entdecken. Adam mit seinen Händen in der Luft, Kavinsky mit einer Schrotflinte auf ihn zielend. Inzwischen hatte er wenigstens die Sonnenbrille abgenommen, auch wenn er Blue keines Blicks würdigte. Blue sah zu Adam, der mit seinem Blick dem ihren begegnete. Seine ordentliche Aufmachung schien ein wenig gelitten zu haben; er hatte eine aufgeplatzte Lippe und seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht – ansonsten wirkte er gefasst und unverletzt. Auf seinen Lippen erschien ein freudloses kleines Lächeln, als sein Blick zurück zu Kavinsky ging. „Und jetzt?“, fragte er herausfordernd, sein ganz natürlicher Südstaaten-Akzent deutlicher aus den Vokalen herauszuhören. Kleine Wölkchen bildeten sich in der Kälte aus seinem Atem. Sie waren zu zweit gegen einen bewaffneten Mann mit Agenten-Training. Und natürlich war es eine Schrotflinte; jetzt, wo sie Kavinsky getroffen hatte, war Blue sich sicher, die Ironie, genau diese Waffe zu einer Hochzeit mitzubringen, war ihm nicht entgangen. Eine Schrotflinte hieß aber auch, dass er gerade einmal zwei Schüsse hatte – und sie bezweifelte, dass der Elvis-Einteiler eine Tasche für so große Patronen hatte. Nachladen würde er also nicht können. Zwei Schüsse also, die sie überleben müssten. „Und jetzt“, antwortete Kavinsky in bedrohlich amüsiertem Ton, „werde ich zwei Quälgeister los und gehe zurück, den Rest von Prokos Hochzeit genießen.“ Blue trat einen Schritt näher, versuchte abschätzen zu können, wie viel ihrer Bewegungen Kavinsky wirklich wahrnahm. „Meinst du wirklich, wir lassen uns so kampflos beseitigen?!“ Er lachte dreckig, guttural und leise. „Oh, ich hoffe, dass ihr mir eine gute Show liefert. Schreit ruhig so laut ihr könnt; hier drin wird euch keiner hören. Und finden werden sie eure Leichen wahrscheinlich irgendwann nächste Woche, wenn die neuen Lieferungen kommen.“ „Was, wenn wir uns nicht wehren?“, fragte Adam. „Du warst bis vor kurzem noch ein Kollege von uns.“ „Ich bin schon lange kein Kollege —“ Er spuckte das Wort regelrecht aus, als würde es ihm nicht schmecken. „— mehr. Die Bitches von F.O.X. haben mich benutzt und ich revanchiere mich nur dafür. Nennt sich Eier in der Hose haben, solltest du auch mal versuchen, Parrish.“ Es war an Adam, ein verächtliches kleines Lachen auszustoßen. „Passe“, gab er unbeeindruckt zurück, ließ sich nicht provozieren. Blue trat derweil weiter näher an die beiden heran, versuchte möglichst unbemerkt aus Kavinskys Sichtbereich herauszukommen. Versuchte möglichst flach zu atmen, möglichst wenig Atem auszustoßen, der kondensieren und sie verraten konnte. „Oooh, ich bin sicher das gefällt Lynch. Endlich jemand, bei dem er mal toppen darf“, feixte dieser, seine Aufmerksamkeit auf Adam. Beinahe hätte Blue die Augen verdreht – ihr waren das langsam zu viele sexuelle Witze und Provokationen. In ihrem Privatleben versuchte sie solchen Leuten wie Kavinsky aus gutem Grund aus dem Weg zu gehen. „Ist das der Grund, warum du hier diese riesige Show veranstaltest? Für Ronans Aufmerksamkeit?“ Adams Ton war beinahe zu ruhig, zu unbeeindruckt, während Kavinsky die Flinte fest genug griff, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Derselbe Grund, aus dem ich alles tue: Unterhaltung.“ Aus den distanzierten und nonchalanten Worten war für die, die genau hinhörten, eine klare Angespanntheit herauszuhören. „Und genau deshalb hat er eure Zusammenarbeit beendet.“ Dann ging alles sehr schnell. Blue hechtete zur Taschenlampe. Löschte das Licht. Zwei Schüsse hallten von den vereisten Wänden wider, grell donnernde Lichtblitze. Ein Schmerzensschrei. Ein stechender Schmerz in ihrer Schulter. Mit einem Klirren ließ Blue die Taschenlampe fallen. Ging auf alle viere. Hörte Metall über Eis rollen. Ertastete sie. Sprang auf. Holte mit dem massiven Griff der Taschenlampe aus. Traf auch etwas. Ein dumpfer Aufprall. Noch einer. Jemand sackte zu Boden. Etwas Schweres fiel. „Adam?“ „Blue?“ Sie schaltete die Taschenlampe wieder an, leuchtete von einer Wand zur anderen. Und fand schließlich Adam auf dem Boden sitzend, nicht weit von ihr. Neben ihm lag Kavinskys Schrotflinte auf einem verstreuten Sack Kartoffeln. Mit der linken Hand hielt er sich sein Ohr. Sie war blutüberstömt. „Oh mein Gott, Adam! Alles okay?“ Blues Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb. Ohne einen weiteren Moment verlieren zu wollen, ging sie vor ihm in die Hocke. Er deutete lediglich ein Kopfschütteln an, verzog das Gesicht. Deutete mit seiner rechten Hand hinter sie. „Kavinsky“, presste er heraus. Blue wirbelte herum und sah dort einen scheinbar bewusstlosen Elvis-Imitator liegen. Sie nahm das Kabel ihrer Headset-Kopfhörer, um ihm die Hände auf den Rücken zu binden. Dann die Kordeln ihres Turnbeutels, um ihm die Beine zusammenzubinden und so zu verschnüren, dass er sich nicht bewegen könnte, und die Ärmel ihrer Sportjacke, um ihn zu knebeln. So gesichert, konnte Blue sich erneut Adam zudrehen, der inzwischen die Augen geschlossen hatte und schwer, aber sehr bewusst atmete. Shit shit shit, sie mussten hier raus! Blue ließ die Taschenlampe in Adams Reichweite liegen und sprintete zur schweren Tür des Raums. Es gab lediglich einen unbeweglichen Griff daran, aber keinerlei Klinke oder Hebel. „Hallo?! Ist da draußen wer?“, rief sie so laut sie konnte. Niemand würde sie hören – aber sie musste es trotzdem versuchen! Noch einmal donnerte sie ihre Fäuste dagegen. Aber nichts passierte. „Fuck!“, fluchte Blue. Ein gedämpftes Kichern aus Kavinskys Richtung ließ sie die Augen verengen. In diesem Moment hatte sie gute Lust, ihm noch einen Tritt mitzugeben. Ein unterdrückter Schmerzenslaut von Adam ließ sie ihre Prioritäten allerdings schnell wieder klar sehen. Blue nahm die Taschenlampe wieder auf und kniete sich neben Adam. „Lass mich sehen, wie schlimm es ist.“ Gerade legte sie ihre Hände beruhigend und sehr behutsam auf Adams linke, als die Tür sich öffnete. Blue kämpfte sich wieder auf die Füße, stellte sich schützend vor Adam, bereit die Taschenlampe als Waffe einzusetzen – Kavinsky hatte sicher nicht vorgehabt, hier lange zu bleiben; das waren bestimmt seine Leute, die ihn hier heraus holten. „Parrish? Sargent?“, drang eine unerwartet bekannte Stimme an ihre Ohren. Blue merkte, wie sich alles in ihrem Körper gleichzeitig entspannte und anspannte. Ronan Lynch, der in der Hoteluniform schlicht fehl am Platz wirkte, betrat den Kühlraum. Dicht gefolgt von Gansey, dessen Lächeln viel zu breit und dümmlich wurde, als sein Blick auf Blue landete. ~*~*~*
„Prokopenko sitzt in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Gerichtstermin. Für Piper und Colin Greenmantle ist ein Haftbefehl beantragt. Weder Mister Laumonier noch Seondeok sind derzeit auffindbar. Die restlichen Gäste auf dieser Vegas Shotgun Wedding versuchen wir noch zu identifizieren, unter anderem mit Hilfe der sichergestellten Hochzeitsgeschenke“, fasste die Direktorin in neutralem Ton zusammen. „Kavinsky sitzt bis auf weiteres im Gefängnis und die Liste unserer Agenten konnte schließlich in einem Schließfach des Mirage sichergestellt und restlos vernichtet werden.“ „Gute Arbeit, Team“, fügte Persephone Poldma, die neben Calla saß, in ihrer leisen Art hinzu, ihr Blick insbesondere auf Adam. Maura Sargent, die zu Callas anderer Seite saß, nickte ebenfalls bei diesen Worten, ein stolzes Lächeln auf dem Gesicht. „Mister Parrish, es tut uns leid, dass Sie im Zuge dieses Einsatzes zu Schaden gekommen sind, aber vielen Dank für Ihren vollen Einsatz im Namen der gesamten Organisation!“ Neben Blue trug Adam ein schiefes kleines Lächeln auf dem Gesicht und seine Hand lag über den Tisch hinweg in Ronans. Adam nickte höflich zu den drei älteren Frauen. Sein Kopf wurde von Bandagen geziert, aus denen hier und da Strähnen seiner Haare hervor standen. Sein linkes Ohr war noch komplett einbandagiert. Blue wusste, die besten Ärzte des Landes hatten sich um Adams Ohr gekümmert, nachdem Kavinsky es mit einem Schuss aus nächster Nähe getroffen hatte. Er und Blue waren beide sofort mit dem Hubschrauber zum nächsten Militärkrankenhaus gebracht und dort behandelt worden. Es hatte ihm wahrscheinlich sein Hörvermögen gerettet – wenn auch nicht wieder komplett hergestellt. Und mit der Ausnahme von ein paar Narben würde man bald sicher auch keinen Unterschied zwischen dem linken, plastisch rekonstruierten, und dem rechten Ohr mehr feststellen können. Sie selbst hatte einen Streifschuss an der Schulter abbekommen und musste diese nun ruhig halten. Nichts Ernstes, gerade ernst genug für ein paar Tage extra Urlaub und einen unansehnlichen Verband, den sie unter ihrer Lederjacke versteckte. Gansey saß ihr gegenüber am Tisch, zurück zu seinem typischen Agenten-Look: Die Intensität in seinen honigbraunen Augen nicht mehr von einer Brille verstellt, ein verwegener Schatten von Bartstoppeln auf seinen Wangen. Dafür trug er heute keinen Anzug, sondern lediglich ein anthrazitfarbenes Hemd und gut sitzende Jeans. Es stand ihm verdammt gut, ging es Blue durch den Kopf, auch wenn er so wieder deutlich unnahbarer wirkte. Neben Gansey saß Ronan, dessen Blick jedoch auf Adam ruhte, als ginge ihn diese Besprechung nichts an. Blue beneidete ihn um diese lockere Achtlosigkeit und um die Selbstverständlichkeit, mit der Adam und er zeigten, dass sie mehr als nur Partner waren. „Wir haben von Ihnen allen Berichte bekommen und sämtliche Auslagen und den Personas zugehörige Dinge haben Sie wieder abgegeben. Wenn es von Ihrer Seite also keine Fragen mehr gibt, erkläre ich diese Mission hiermit für erfolgreich abgeschlossen“, gebot Callas Stimme allen, ihr wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Die Direktorin sah sich noch einmal in der versammelten Runde um, bevor sie nickte und sich erhob. „Gute Arbeit. Noch einen guten Tag.“ „Genießt eure freien Tage“, schlossen sich auch Maura und Persephone an. Auch Blue erhob sich. „Danke für die gute Zusammenarbeit! Man sieht sich“, verabschiedete sie sich noch und verließ ebenfalls den Raum. Für einen dummen Moment hatte sie gehofft, Gansey würde sie aufhalten. Würde das, was da in Las Vegas zwischen ihnen passiert war, irgendwie ansprechen. Aber was in Vegas passierte, blieb wohl auch in Vegas. Sie versuchte nicht allzu enttäuscht darüber zu sein, schließlich waren es lediglich ein paar Tage gewesen – aufwühlende und emotionale Tage, aber eben nicht mehr. Als sie Schritte hinter sich auf dem Gang hörte, die sich schnell näherten. „Jane!“ Sie blieb stehen und drehte sich halb zu Gansey um. Ihr Herz, der kleine Verräter, schlug hoffnungsvoll gegen ihren Brustkorb und sie konnte ein Lächeln nicht ganz von ihren Lippen halten. „Ich dachte, die Personas haben wir abgelegt?“ Gansey schloss zu ihr auf, nickte. „In Ordnung. Blue“, sprach er ihren Namen aus und entzündete damit kleine Feuerwerke in ihrer Brust. Er wirkte auch mit einem Mal wieder so viel weniger wie der unnahbare Agent und so viel mehr… Dick? Nein. Für den Mann, den Blue in Las Vegas kennengelernt hatte, hatte sie noch keinen so wirklichen Namen, oder? Wie wurde er von guten Freunden genannt? Ronan und Adam nannten ihn beide immer nur bei seinem Nachnamen. „Richard?“ versuchte sie es. „Einfach Gansey“, korrigierte er sie sanft. „Nur Gansey?“ Er nickte erneut. „Das ist alles.“ „Okay“, lächelte sie ihn an, „Gansey.“ Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter, ein kleines Leuchten trat in seine Augen. Für einen langen Moment schien er daraufhin allerdings um Worte verlegen. Ganz unwillkürlich ging sein Daumen an seine Unterlippe, strich diese entlang, während sein Blick gleichzeitig den ihren suchte und ihm auswich. „Würdest du mit mir…?“ „Ausgehen? Wenn wir nicht wieder unterbrochen werden, sofort.“ ENDE |