Versuche zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebenden Organismen (1/?) - Druckversion +- We Can Be Heroes (https://wecanbeheroes.de) +-- Forum: We Can Be Heroes Just for One Day (https://wecanbeheroes.de/forum-5.html) +--- Forum: The Others (https://wecanbeheroes.de/forum-15.html) +--- Thema: Versuche zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebenden Organismen (1/?) (/thread-27.html) |
Versuche zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebenden Organismen (1/?) - Raphecore - 07.02.2020 Sellafield zuckte zusammen. „Na, komm schon! Komm schon!“ flüsterte er aufgeregt, beinahe beschwörend. Seine Augen leuchteten. Ein angespanntes Lächeln umspielte seinen Mund. Sein Blick war auf eine blinkende Anzeige gerichtet, die einen schrillenden Alarmton von sich gab, der durch die düsteren Hallen seines weitläufigen Labors hallte. Doch der Biochemiker nahm es nicht wahr. All seine Sinne galten den Zahlenkolonnen, die die Maschine auswarf und dem langen Papierstreifen, den sie ratternd freigab. „Komm schon, komm schon“ flüsterte er wieder und leckte sich über seine rauen, rissigen Lippen. Schon seit zwei Tagen arbeitete er ununterbrochen an seinem neuen Versuch. Dem siebenunddreißigsten. „Diesmal muss es einfach klappen“ kicherte er. „Zwei Sievert…. 2,5 Sievert… drei… drei fünf… vier….“ beinahe andächtig betrachtete er die Zahlenreihe vor sich und das wilde Gezacke, das auf dem Papierstreifen erschien. Ein unheimliches Schnarren riss ihn aus seinen Gedanken. Oh Gott, dieses Schnarren! Ein Geräusch, das ihm nur allzu vertraut war und das hier unten Panik auslöste, wann immer es erklang. Der Alarmton seiner Maschine wurde plötzlich lauter und die Anzeige, die seit drei Stunden auf grün Stand, wechselte auf rot. Sellafield stockte der Atem. „Nein, das… das kann nicht sein“ keuchte er. "Das darf nicht sein!" Hinter ihm wurde eine Türe aufgerissen und nur eine Sekunde später schallte es in seine Ohren: „ABBRECHEN! VERSUCH SOFORT ABBRECHEN!“ Entsetzt wirbelte der Forscher herum, griff mit einem Schrei der Enttäuschung nach dem Stromschalter und betätigte ihn. Sofort verstummte das Heulen der Sirene und das wahnsinnige Flackern der Anzeigen erlosch. Die Stille, die jetzt den Raum umgab war erdrückend. Nur der Geigerzähler schnatterte noch immer unheilvoll vor sich hin und riss dumpfe Geräuschfetzen in die erstickende Stille. „Sind sie verrückt, Professor?“ wurde er barsch angefahren. „Wollen sie uns alle umbringen?“ Professor… Professor… Wie lange war es wohl her, dass er das letzte Mal so angesprochen wurde? Damals, als er noch frei war. Dr. Sellafield, Professor für Physik und angewandte Biochemie. So stand es an der Tür zu seinem Büro, bevor sie aufgerissen wurde und er sich sechs schwerbewaffneten Männern gegenübersah. Damals, an dem Tag seiner „Einberufung“… „Verdammte Oberweltler“ fluchte er. Mit einem wehleidigen Seufzer riss sich der Mann, der mit vollem Namen eigentlich Becquerel van Sellafield hieß, wieder in die Gegenwart. An jenen Ort, wo er seit mittlerweile vierunddreißig Jahren hauste und seit zehn Jahren als Biophysiker wirkte, die letzten fünf davon hier in seinem Labor. „Versuche zur Verwendbarkeit bosonischer Materie zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebendigen Organismen vermittels kontrollierter Gammastrahlenemission (GAZER)“ lautete der umständliche Name des Projekts, das ihm zur Herzensangelegenheit werden sollte. Er wollte diesem, seinem Volke helfen. Er wollte es unterstützen. Vor Allem aber wollte er sich an den Oberen rächen. Und dazu war er bereit, jeden Preis zu zahlen, selbst den Preis der Freiheit. Aus diesem Grund erhob er auch keinen Einspruch, als man ihn vor knapp sechs Jahren abführte. Es hätte ihm wohl auch herzlich wenig genützt. Becquerel war ein Mountain Men. Doch er war ein Mann der Wissenschaft, nicht des Krieges. Zumindest nicht am Anfang. Erneut erinnerte sich der Professor daran, wie man ihn entführte (denn nur so konnte man es nennen) und in die Stollen verschleppte. Stundenlang wurde er verhört, musste Rede und Antwort über den Stand seiner Forschung sprechen, musste wieder und wieder erklären, was Project S.T.A.R. war und wie es funktionierte. Dieses, von ihm entwickelte „STemcells Against Radiation program“ sollte es den Mountain men ermöglichen, unbehelligt an der Oberfläche zu leben, ohne Krieg führen zu müssen. Project S.T.A.R. sollte sein Beitrag zum Weltfrieden werden. Die Frage allerdings, warum es die Evolution so eingerichtet hatte, dass jene, mit gesundem Erbgut, mit machtvoller Intelligenz gesegnet und durch kraftvolle Taten glänzenden Mountain men in Höhlen und Bunkern vor sich hin vegetieren mussten, während solche, die plündernd, mordend und brandschatzend umherstreiften, an der Oberfläche leben durften, konnte er nicht beantworten. Warum war es plötzlich so, dass die Evolution die Wilden und die Schwachen bevorzugte, die Zivilisierten, Starken und Gesunden aber vor die Hunde gehen ließ? Diese Frage hielt ihn oft lange wach während seiner Einzelhaft, die angeordnet worden war, während geprüft wurde, ob seine Arbeit die Sicherheit des Volkes gefährdete. Doch als ob diese Einzelhaft genau das war, was er gebraucht hatte, um auf eine Antwort zu stoßen, offenbarte sich ihm jene Wahrheit ganz plötzlich und unvermittelt: Alles würde erklärbar, wenn man davon ausging, dass nicht die Evolution die Mountain Men in die Höhlen getrieben hatte, sondern die Oberen! Nur durch lange Zeit der Abschirmung von Strahlung konnte ihr Körper so angreifbar gegenüber der Strahlung werden, dämmerte es ihm. „Die Oberen hatten und haben noch immer genügend Gründe dafür, uns loswerden zu wollen. Sie wissen, dass wir höher gestellt sind als sie und nur deshalb haben sie sich zusammengerottet wie Ratten und wie Ungeziefer, uns in den Boden verbannt und erniedrigt!“ So wuchs in ihm im Laufe der Zeit die Überzeugung an seine Offenbarung und in demselben Maße sein Hass auf alles, was von Oben kam. Der Krieg gegen die Oberen war notwendig und unvermeidbar. Das wusste er jetzt. - Aus dem Wissenschaftler war ein Krieger geworden. Als er seinem Kerkermeister von dieser Idee erzählte, zeigte sich, dass er nicht der Erste war, der sie hatte. „Wir wissen sehr wohl, dass soetwas möglich ist, ja wir sind sogar überzeugt davon“ wurde ihm entgegnet. „Zahlreiche Historiker haben auch schon Beweise für diese Theorie gefunden, sodass man die Schuld der Oberen getrost als eindeutig erwiesen ansehen kann“ erklärte man ihm. „Und wenn es gelingt, unsere Leute mindestens genauso immun gegen die Strahlung zu machen wie die Oberen, dann werden wir, kraft unserer überlegenen Armee die Dinge wieder richtigstellen.“ Da wurde ihm plötzlich klar, warum man ausgerechnet ihn hierher gebracht hatte: Durch sein Spezialgebiet war Professor Dr. Becquerel van Sellafield geradezu prädestiniert dafür, hier, in diesen Höhlen, die nun zu seiner Heimat geworden waren, zu leben, zu arbeiten und zu forschen. Sein Project S.T.A.R. war die Antwort auf alle Fragen. Allein, es sollte anders kommen… „Die Gesundheit der Volksgemeinschaft steht an erster Stelle. Das Wohlergehen des Einzelnen hat sich dem unterzuordnen“ hieß es, als er seine neue Stelle antrat. „Aus diesem Grunde werden sie eine Versuchsanordnung entwickeln, die es uns ermöglicht, auf physikalischem Wege die menschliche, d. h. die Sieverttoleranz der Mountain men zu erhöhen. Der Professor fügte sich – GAZER war geboren. Und mit dem ihm zu eigenen Feuereifer machte sich Prof. Dr. Becquerel van Sellafield an die Arbeit... „Versuche zur Verwendbarkeit bosonischer Materie zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebendigen Organismen durch kontrollierte Gammastrahlenemission (GAZER)“, Anordnung Nummer siebenunddreißig: Fehlschlag - schrieb der Doktor in sein Notizbuch und fluchte. Angewidert blickte er auf das tote Kaninchen, das ihn mit aufgequollenen, weit aufgerissenen Augen vorwurfsvoll ansah. Mit einem Schürhaken holte er den schmerzgekrümmten Kadaver aus dem „Rabbithole“ (ein Bleibehälter in dem sich das Testobjekt befand) und warf ihn unsanft in den daneben stehenden Säurebottich, den er „aerie“ nannte. Erbost blickte er auf den sich auflösenden Leichnam, schüttelte den Kopf und brummte: „Fünf Sievert benötigen wir mindestens.“ „Fünf Sievert für Equality!“ Entschlossen drehte er sich um. Der Versuch hatte auch ihm ganz schön zugesetzt und jetzt forderte sein Körper mit Nachdruck Schlaf und Nahrung ein. Beim Rausgehen streifte sein Blick einen Käfig, in dem ein ängstlich zitterndes weißes Kaninchen hockte. „Morgen bist du an der Reihe“ flötete er grinsend. „Aber keine Angst. Freue dich lieber“ feixte er. „Immerhin darfst du der Wissenschaft dienen UND einer großen Nation zu ihrer verdienten Größe verhelfen!“ ereiferte er sich. „Genauso, wie auch ich“ schloss er und ging, kalt lächelnd aus seinem Labor. Er lächelte, weil er nicht wusste wusste, wofür die Früchte seiner Arbeit wirklich gedacht waren... „Verdammte Oberwelter!“ RE: Versuche zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebenden Organismen - tenten31 - 08.02.2020 Lieber Gast, wir würden uns sehr freuen, wenn du dich bei uns anmeldest. RE: Versuche zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebenden Organismen - Lossi Kal-El - 11.02.2020 Lieber Gast, wir würden uns sehr freuen, wenn du dich bei uns anmeldest. RE: Versuche zur Erhöhung der Sieverttoleranz bei lebenden Organismen - Raphecore - 12.02.2020 Lieber Gast, wir würden uns sehr freuen, wenn du dich bei uns anmeldest. |