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[ab 18!] Close To Home (von iesika) | Teil 1/18 - Druckversion

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Close To Home (von iesika) | Teil 1/18 - tenten31 - 07.07.2020

CLOSE TO HOME
von iesika
(Übersetzt von mir)

[Bild: https://i.postimg.cc/L4y12bWG/kon-openshirt-final.png]

Fandom: DC Comics
Rating: R
Wortanzahl: 69,000
Pairings: Kon/Tim, Kon/Cassie, Kon/OMC

Zusammenfassung: Eine mysteriöser Mord an der Smallville High bringt Kon dazu, ein besserer Detektiv zu werden – und ein besserer Undercover-Agent. Vielleicht sollte er sich etwas Hilfe holen. Zum Glück ist sein bester Freund in beidem ein Experte.

Kontinuität: Diese Story wurde zwischen dem Erscheinen von Red Robin #1 und Adventure Comics #1 erdacht und angefangen. Hier und da hat auch späterer Canon Eingang in die Story gefunden, aber das meiste wurde nicht berücksichtigt. Seht diese Story als AU ab diesem Punkt in der Zeitleiste.

Warnung: Diese Story enthält homophobe Schimpfwörter und einiges an generellem Fluchen, erwähnt wird auch Kindesmisshandlung und allgemein geht es um Hassverbrechen und den Tod eines Teenagers (OC).

Distclaimer und Danksagung der Übersetzerin: Die Fanart in dieser Story stammt von der wunderbaren und fantastischen sammage_art. Wer diese Story im englischen Original lesen kann, sollte das auf jeden Fall tun (zu finden HIER), genauso wie die Podfiction HIER dazu anhören, die ganz unglaublich wundertollig von bessyboo vertont wurde. Diese Story hat einen ganz besonderen Platz in meinem Fangirl-Herz, ist sie doch auch diejenige Story, zu der ich immer und immer wieder zurückkehre, mich neu in TimKon verliebe, mit leide, heule, juble,… Aller Dank gebührt iesika für diese Story. 



1

Dienstag

„Chromosomenzahl“, referierte Mister Dalton, „ist eine der Hauptbestimmungsarten zur sexuellen Separation in nah miteinander verwandten Arten.“

Kon richtete sich ein wenig auf, als er das Wort ‚sexuell‘ hörte – dann aber kam auch der Rest des Satzes in seinem Gehirn an und er kritzelte erneut gelangweilt in sein Heft. Dalton war echt nett und er gab sich auch echt Mühe, aber… Kon tat der Typ sogar ein bisschen leid, weil er sich so ganz offensichtlich für sein Fach begeistern konnte und niemand an der ganzen verdammten Smallville High würde jemals irgendwas von seinem Stoff brauchen können. Thomas Baumhauer zum Beispiel, der hagere, pickelgesichtige Junge, der neben Kon saß, verdrehte mehrmals die Augen, während Dalton ihnen von Pferdehufen erzählte, als müsste sie das alles brennend interessieren.

Kon liebte Smallville. Tat er wirklich. Er liebte Ma Kent und die Farm und dass der Besitzer des Lebensmittelladens, in dem sie einkauften, selbst noch hinter der Kasse stand. Er liebte, dass es im Umkreis von 60 Meilen keinen einzigen W-Mart gab. Er liebte, dass sie mit einer Ladung Pfirsiche losfahren und einer Wagenladung voll Melonen zurückkommen konnten, ohne dass auch nur einmal mit Geld bezahlt wurde. Er hatte eine Weile gebraucht, aber Kon hatte das Dorfleben lieben gelernt, so wie Clark es sich für ihn erhofft hatte.

Aber die Smallville High hasste er immer noch.

„Ein Pferd zum Beispiel hat 64 Chromosomen“, fuhr Dalton fort. „Ein Esel hat 62. Alle Equidae sind körperlich kompatibel und können auch gekreuzt werden. Das wohl geläufigste Beispiel ist das Maultier, das das Kind einer Stute und eines männlichen Esels ist. Maultiere sind stark, intelligent, robust und langlebig – ein Phänomen, das oft als Heterosiseffekt bezeichnet wird.“

Kon hörte auf zu kritzeln und fing an aufzupassen.

„Ein Hybrid kann Eigenschaften von beiden Eltern besitzen, oder die gemischten Gene produzieren komplett neue Eigenschaften. Oft treten Charakteristika der Vorfahren wieder in Erscheinung, die bei den Eltern nicht mehr sichtbar waren – zum Beispiel Streifen bei Pferden. Aber egal wie fit diese Nachkommen sind: Hybride können keine lebensfähigen Gameten produzieren. Aufgrund der unterschiedlichen Chromosomenzahl der Eltern sind Hybride unfruchtbar.“

Kon gab sich größte Mühe, keine sichtbare Reaktion darauf zu haben. Stattdessen zog er sein Handy aus der Tasche und tippte unter seinem Pult eine Nachricht.

„Es gibt ein paar seltene Ausnahmen in weiblichen Hybriden, die aber wahrscheinlich auf Fehlsegregation in der Produktion von Geschlechtszellen zurückzuführen sind. Mister Kent, weg mit dem Handy.“

Baumhauer griente. Was für ein Idiot. Kon zeigte ihm den Mittelfinger, als Dalton sich zur Tafel umdrehte. Hinter ihnen kicherte jemand.

Japp. Kon hasste die Smallvill High.

*

„Ich hab da einen Freund“, fing Kon zu Mister Dalton nach dem Unterricht an, hielt dann aber inne. Er hatte da einen Freund, der was? Der ein Alien-Mensch-Hybrid war? Das wäre ja mal so gar nicht verdächtig. „Ähm“, versuchte Kon es erneut. „Was ist eigentlich mit Aliens?“

Dalton hielt im Sortieren seiner Unterlagen inne und sah Kon durchdringend an. „Wie, äh…“ Die Antwort traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ein verdammt hübscher Schlag ins Gesicht. „Wie Kory Anders“, grinste er. „Meinen Sie, sie könnte mit einem Menschen Kinder zeugen?“

Dalton lachte. „Ich weiß leider nicht genug über tamaranische Physiologie, um überhaupt sagen zu können, ob sie mit einem Menschenmann kompatibel wäre.“

„Nehmen wir mal an, dass sie es ist“, versuchte Kon es. „Sie war schon mit Menschenmänner zusammen, richtig? Was meinen Sie?“

„Ich meine“, lächelte Dalton, „dass Miss Anders sich bisher nie den nötigen wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen hat, um so eine Frage zu beantworten. Keiner unserer Alien-Besucher hat das – oder, naja, möglicherweise halten auch die Leute, die auf solche Daten Zugriff hätten, sie unter Verschluss. Was eine echte Schande ist, weil nur ein paar Proben uns wahrscheinlich mit ziemlicher Sicherheit sagen könnten, ob das Leben auf der Erde hier oder anderswo im Universum entstanden ist.“

„Hm“, machte Kon. Das war ein ziemlich großes Ob. Wenn nicht ein existenzielles Ob. Die Leute bei Cadmus hätten die Antwort wahrscheinlich auch gewusst. Doc Mid-Nite. Vielleicht Batman. Vielleicht Tim.

“Das ist eine gute Frage, Conner”, bestätigte Dalton und sah so verdammt glücklich aus, dass Kon gar nicht anders konnte als ebenfalls zu lächeln. „Ich wünschte nur, ich würde die Antwort wissen.“

*

Nach dem Unterricht schickte Kon seine SMS ab.

Heut hybride in bio bin ich unfruchtbar

Die Antwort kam erst nach dem Mittagessen – ziemlich ungenießbaren Sloppy Joes, weshalb Kon lediglich Chips aß. Er hatte sowieso nur noch eine Stunde; das Gute an der Abschlussklasse.

Jedenfalls bist du definitiv nicht mit Menschenfrauen kompatibel; Clark ist das ebenso wenig.

Tim schrieb seine SMS immer so, in ganzen Sätzen und mit Satzzeichen. Kon wusste nicht so recht, wie er mit der Antwort umgehen sollte, also schrieb er zurück:

Oh ich bin sowas von kompatibel

Dann steckte er sein Handy wieder ein.

*

Das Interessanteste, das im Englischunterricht passierte, war ein geflüsterter Streit zwischen einem Typen und einem Mädchen in der hintersten Reihe. Anscheinend wollte er sie in seinem neuen Truck nach Hause fahren und sie wollte, dass sein Penis vertrocknete und abfiel. Viel interessanter als Faulkner.

Nach dem Unterricht steuerte Kon direkt auf sein Schließfach zu; er wollte einfach nur so viel wie möglich loswerden und dann losfliegen. Im Gang war es laut und wie immer voll, und die Wände waren tapeziert mit Plakaten für den Frühlingsball nächste Woche. Nachdem er sich seinen Weg zu seinem Schließfach gebahnt hatte, klemmte das Zahlenschloss wieder einmal. Kon sah sich kurz um und versetzte der Schließfachtür einen leichten Stoß, so dass sie auf ging und er seine Sachen hinein legen konnte. Heute würde er aber sein Biologie-Buch doch mitnehmen. Er überlegte sogar zur Abwechslung mal den Stoff nachzulesen.

Etwa drei Meter weiter schubste der glücklose Typ aus Englisch einen Jüngeren mit der Schulter, so dass dieser hinfiel. Bücher und Blätter flogen in alle Richtungen, aber der Blödmann ging einfach weiter.

Kon kniete sich hin und fing an, die verstreuten Blätter aufzusammeln. „Was für ein Arschloch“, seufzte er. Er hoffte wirklich, dass der Bastard ihn ebenfalls noch hören würde.

Der Junge grinste lediglich. „Danke“, meinte er, als Kon ihm einen Stapel Arbeitsblätter reichte. Seine blonden Haare waren aufgestellt, so wie Tim seine früher getragen hatte, und seine schmale rechteckige Brille war um einiges modischer als Conner Kents. Vermutlich war er einer der Zehntklässler.

„Keine Ahnung, ob das deine Laune hebt, aber er wurde gerade von einem Mädel in meinem Englischkurs mächtig abserviert“, sagte Kon. „Manchmal schlägt das Karma wohl im Voraus zu.“

Der Junge lachte.

„Ich bin Conner“, stellte Kon sich vor, weil hier sonst niemand jemals über seine lahmen Conner-Kent-Witze lachte.

„Matt“, erwiderte der Junge. Er krabbelte etwas auf Kon zu und streckte ihm seine Hand entgegen, die Kon auch ergriff. Ein paar der Leute, die um sie herum gehen mussten, sahen sie komisch an, aber Matt tat so, als würde er das gar nicht bemerken. Kon entschied, dass er Matt sympathisch fand.

Sie standen beide wieder auf und Kon machte sein Schließfach zu. „Man sieht sich“, meinte er noch. Matt nickte und ging.

Vielleicht konnte Conner ja doch Freundschaften schließen. Vielleicht würde er dem Arschloch morgen in Englisch ein Bein stellen. Vielleicht würde das Mädchen in der hintersten Reihe lachen. Vielleicht würde sie sogar mit ihm reden.

Vielleicht sollte Kon zusehen, dass er zurück zur Farm kam. Martha hatte heute Früh, als er gegangen war, Äpfel geschnitten und er war sich ziemlich sicher, dass das nur eins bedeuten konnte: Kuchen.

*

Es war Cobbler geworden, aber das war auch gut, erst recht mit dem leckeren Quark-Biskuit. Kon aß drei Portionen mit Eis und ein Schinkensandwich, wofür er von Martha einen vielsagenden Blick bekam. Die Milch war kalt und frisch und er trank einen guten Liter davon. Martha witzelte, dass sie eine zusätzliche Kuh bräuchte, bevor sie ihn nach draußen schickte. Er sollte das Loch im Zaun reparieren, das Krypto hineingerissen hatte, als er Hasen nachgejagt war.

Nachdem er noch das Unkraut am Truck-Stellplatz weg gebrannt hatte – ein Hitzeblick war da zehntausend Mal besser als jede Hacke – trug er Ma die Erbsen ins Haus, die sie den Vormittag über geerntet hatte. Dabei hatte er ihr gesagt, dass er das machen würde, wenn er nach Hause kam.

Er ließ drei der großen 75-Liter-Eimer auf der Veranda hinter dem Haus stehen und trug die restlichen ins Haus, so dass sie beim Schälen fernsehen könnten. Krypto folgte ihm nach drinnen und machte es sich für ein Nickerchen auf dem Rücken bequem, während Marthas Hausschuhe ihm hin und wieder den Bauch rieben.

„Weißt du eigentlich, dass Clark und Lois keine Kinder zeugen können?“ fragte er in einer Werbepause.

„Wir haben nie wirklich drüber geredet“, antwortete Martha, ohne von den Erbsen aufzusehen. Sie knickte das Ende jeder Schote um und zog an dem Faden wie an einem Reißverschluss, dann fuhr sie mit dem Finger hinein, um die Erbsen herauszulösen. Dabei zuzusehen war beruhigend. Kon für seinen Teil brauchte die Schoten nur zu berühren und sie öffneten sich. Martha war trotzdem schneller. „Ich hab es mir aber schon gedacht“, fügte sie einen Moment später hinzu.

„Tim sagt, ich kann auch keine zeugen.“

„Ich hatte mich schon gefragt“, gab Martha zurück. Sie hielt in ihrem Schälen inne und sah ihn ernst an. „Ich brauche dir nicht zu sagen, dass es andere Möglichkeiten gibt, eine Familie zu haben.“

Kon grinste. „Klar“, meinte er nur, verstummte aber wieder, als der Wetterbericht kam.

Nachdem sie jeweils einen Eimer voll Erbsen geschält hatten, stellte Kon die leeren Schalen vor die Hintertür und trug die prall mit frischen Erbsen gefüllten Ziplock-Beutel zum Gefrierschrank. Er schnappte sich zwei neue Eimer voll und nahm sie mit ins Wohnzimmer, wo ein Reporter gerade von einer Entführung bei Wichita berichtete, die sich in eine Verfolgungsjagd ausgewachsen hatte. Kon gab auf dem Weg Martha einen Kuss auf die Wange und ging, seine Superheldenpflicht zu tun.

*

Als die ganze Sache vorüber war, flog er die beiden kleinen Mädchen zurück zum Haus ihrer Mutter in Topeka. Keystone war nicht weit weg, also beschloss er, Bart noch einen kurzen Besuch abzustatten.

„Als ich gestorben bin, hab ich auf genau dieses Spiel gewartet, das rauskommen sollte“, erzählte Bart ihm. ‚Dieses Spiel‘ war Super Mecha Attack DX Gaiden und Bart wischte im PvP-Modus mit ihm regelrecht den Boden auf. Kon beschwerte sich lautstark darüber, dass das Spiel auf Japanisch war, aber wie viel Übersetzung benötigte ‚riesige Roboter und Mädels in kurzen Röcken‘ wirklich? „Nachdem wir aus der Zukunft zurück waren“, fuhr Bart fort, „hab ich’s mir vom Wühltisch für 15 Dollar geholt.“

„Ha“, machte Kon, „unerwarteter Bonus.“ Bart drängte ihn in eine Ecke und Kon gab jegliche Finesse auf, um einfach nur so schnell er konnte auf alle Knöpfe einzuhämmern. „Der Weltraum hat keine Ecken, Mann“, beschwerte er sich. „Ich war schon im Weltraum. Da gibt’s keine unsichtbaren Wände!“

„Stopp, warte“, rief Bart. „Versuch mal deine Specials. Halt Grün gedrückt und drück Lila.”

Kon versuchte es. Bart vermöbelte ihn trotzdem. „Oh, du Wichser“, grummelte er. Als Bart nur wie ein Superschurke zu lachen anfing, hielt Kon ihn auf der Couch fest und nahm ihn in den Schwitzkasten.

Kons Handy begann Enya zu spielen, was Bart ein Giggeln entlockte. Er schaffte es, das Handy aus der Tasche zu ziehen und anzunehmen, ohne Bart loszulassen, wenn auch nicht ganz ohne Anstrengung.

„Ja?“, meldete er sich. Er hielt sich mit seiner Telekinese das Handy ans Ohr und nutzte seine erneut freie Hand dazu, Bart ein Couchkissen überzuziehen.

„Bist du beschäftigt?“, fragte Tim.

„Nee, Mann. Bart und ich kämpfen nur gegen riesige Killerroboter.“

“Was für ein Zufall”, gab Tim zurück. Er klang ein wenig außer Atem. Irgendwo hinter ihm gab es eine gedämpfte Explosion, gefolgt von blechern klingenden entfernten Schreien.

„Ist das Tim?“, fragte Bart. Er wand sich und vibrierte, bis Kon ihn los ließ. „Was sagt er?“

„Alter“, stieß Kon aus, „Wo bist du denn?“

„Was ist denn los?“, wollte Bart wissen und hatte mit einem Mal das Handy in der Hand und Kon redete mit der Luft. „Was? Oh, wo denn?” Bart grinste ebenfalls, bevor er Kon am Handgelenk packte. Sie waren unterwegs.

*

Alles in allem war es ein guter Tag gewesen. In der Schule war es nicht allzu ätzend gewesen. Er hatte Zeit mit Bart und Tim verbracht und es hatte riesige Roboter gegeben, was sowieso immer spaßig war. Er würde es zum Abendessen nach Hause schaffen und seine ganzen Hausarbeiten waren alle schon erledigt. Nach dem Essen könnte er noch etwas fernsehen und die Leseaufgaben für Bio machen. Und dabei nachsehen, wie viele Programme etwas über ihren Kampf brachten.

Er schlüpfte durch sein Schlafzimmerfenster nach drinnen und duschte sich, um die ganze Hydraulikflüssigkeit loszuwerden. Martha Kent ließ ihm vieles durchgehen, aber er würde es nicht riskieren, das verdammte Zeug überall im Haus zu verteilen.

Als er nach unten kam, saß Martha am Tisch. Kon ging zu ihr und begrüßte sie mit einem Küsschen auf die Wange und einem Strauß Gänseblümchen, die er auf dem Weg von Baltimore zurück gepflückt hatte. Sie lächelte nicht. „Setz dich, Conner.“

Kon setzte sich und Furcht zog seinen Magen in die Tiefe wie flüssiges Blei. „Was ist passiert?“

Martha legte die Blumen ordentlich in die Mitte des Tischs, dann sah zu ihm auf, ihr Blick sanft aber müde. „Es ist heute jemand an deiner Schule getötet worden, Conner.“

*

Als Tim abhob, verlor Kon keine Zeit. „Ich brauch deine Hilfe.“

„Der Mord an deiner Schule. Mach deinen Computer an.“

„Woher weißt du--?“ Kon stutzte, bevor er sich erinnerte, mit wem er da eigentlich redete. Er schüttelte den Kopf und schaltete den Computer an. „Sein Name war Matt“, erklärte Kon. „Ich kenn ihn erst seit heute, aber er hat einen echt netten Eindruck gemacht.“

„Matthew David Stephens“, sagte Tim, „Keine Vorstrafen.“

Kon erwiderte düster: „Jemand hat ihn in der Umkleide zu Tode geprügelt. Er ist hier das Opfer, Tim.“

„Er wäre nicht weniger das Opfer, wenn er vorbestraft wäre“, gab Tim zurück, während Kons Computer endlich fertig hochgefahren war und ihm seinen Desktop anzeigte. „Aber es gäbe uns einen konkreten Ansatzpunkt.“

„Ich hab da einen Ansatzpunkt für dich. Jemand hat ihn heute auf dem Gang zu Boden geschubst.“

„Hm“, machte Tim überlegend.

„Ich weiß den Namen von dem Typen nicht. Pete vielleicht? Aber er ist mit mir in Englisch, ich könnte ihn also rausfinden. Ich glaub, er ist im Football-Team…“ Ein Gruppenfoto öffnete sich auf seinem Bildschirm. „Da“, meinte Kon, „oberste Reihe, der Dritte von links.“

„Peter Miller. Ich vermerke ihn als möglichen Täter. Aber eins nach dem anderen. Wir müssen erst mehr über Stephens herausfinden.“

Eine Pause entstand, in der Kon Tippen hören konnte. „Hey, ich hör ja gar keine Fledermäuse.“

Tims Ton war verflucht kühl. „Entgegen der landläufigen Meinung wohnt keiner von uns wirklich in der Höhle.“

„Okay und von wo aus hackst du meinen Computer?“

„Sundollars.“

Kon verdrehte die Augen und öffnete sich eine Dose Soder. „Tust du nicht“, gab er zurück und nahm einen Schluck.

„Oh?“ Er konnte das Lächeln in Tims Stimme hören.

„Solltest du wirklich plötzlich Red-Arbeit von öffentlichem WLAN in Cafés aus erledigen, würde ich die anderen Leute dort hören.“

„Ist nicht viel los. Nicht viele Kaffeetrinker. Posteingang.”

Das ‚Ping‘, das Kons Computer von sich gab, als die Dateien bei ihm ankamen, konnte das ‚Ping‘ eines elektronischen Timers bei Tim nicht ganz überdecken, auch wenn er sich Mühe gegeben hatte. Kon lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bis dieser nur noch auf zwei Beinen stand und grinste breit. „Du bist in Drapers Drecksloch-Apartment.“

„Wie kommst du darauf?“ fragte Tim betont locker zurück und ja, er grinste definitiv auch.

„Weil Alfred dich diese ekelhaften Mikrowellen-Burritos nicht essen lässt.“

„Hm“, machte Tim und diesmal war es absolut ein Lachen.

Kon klickte sich durch die Dateien. Die meisten der Fotos sahen nach Jahrbuch-Fotos aus, aber es gab zwei mit Zeitungsartikeln: einer über die Pfadfinder, als Matt acht war, und einer, der noch gar nicht so lange her sein konnte. Auf dem Foto trug Matt eine Schürze und stapelte Dosen für die Smallville Food Bank.

„Hm“, machte Tim erneut.

„Bitte sag jetzt nicht, du bist enttäuscht, dass er sozial verantwortungsbewusst war.“

„Nein“, antwortete Tim. „Ich sehe mir gerade seine Familienunterlagen an. Seine Eltern haben sich vor zwei Jahren scheiden lassen. Rebecca Ann Stephens, geborene Martin, 38 Jahre alt. Patrick David Stephens, 42 Jahre alt. Matthew lebte bei seiner Mutter, alleiniges Sorgerecht. Es gibt eine einstweilige Verfügung gegen seinen Vater.“

Kon setzte sich wieder gerader auf und stellte sein Getränk ab. „Echt?“

„Seine aktuelle Adresse ist in Iowa. Ich kann nach Reiseunterlagen suchen.“

Kon fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Alter, ich hasse es, wenn‘s Familie ist. Die Scheiße ist so nicht richtig.“

„Nein“, stimmte Tim in sanftem Ton zu. „Es ist nicht richtig, aber statistisch leider wahr. Du wirst das hier nicht mögen, Kon.“

„Ich mag‘s jetzt schon nicht.“

„Nein, ich meine…“ Tim ließ den Satz unvollendet. Einen Augenblick später fuhr er fort: „Ich habe hier Krankenakten. Matthew wurde zwei Tage, bevor seine Mutter die Scheidung einreichte und die Verfügung erwirkt hat, ins Krankenhaus eingeliefert. Er ist geschlagen worden. Schwer geschlagen.“

Kon trank seine Soder aus und drückte die Dose zusammen, bis sie nur noch die Größe eines Tischtennisballs hatte. Dann legte er sie beiseite und machte sich auf die Suche nach seinem T-Shirt. „Wo wohnt er?“

„Wir sind noch nicht fertig.“

Kon ließ sich zu Boden fallen und tastete unter seinem Bett herum. Als er nichts fand, streckte er seine Telekinese aus, um weiter zu tasten. Er fand einen Stiefel, aber den anderen nicht. „Wo“, knurrte er, „wohnt er?“

Tim schwieg.

„Tim—“

„Wir gehen zusammen hin“, meinte er schließlich. „Morgen. Wir sind noch nicht fertig, Kon. Du wolltest meine Expertise. Du kriegst sie. Also setz dich hin.”

Kon setzte sich so schwungvoll, dass er seinen altersschwachen Bürostuhl einen ganzen Meter nach hinten verschob. Dann schlug er die Hände vors Gesicht.

„Ich weiß, du willst das nicht hören, aber ein Bauchgefühl und Indizien reichen nicht aus. Wenn er der Mörder ist, beweisen wir das. Wenn er es nicht ist und wir das erst zu spät herausfinden, wirst du dir auf ewig Vorwürfe machen. Glaub mir das.“

„Ich werd ihn doch nicht töten“, murmelte Kon.

„Ich habe die Fotos vom Tatort. Willst du sie?“

„Will ich sie?“, fragte Kon. „Weil wenn der Mörder nicht gerade seinen Namen mit Blut an die Wand geschrieben hat, werd ich damit nichts anfangen können. Du bist der Detektiv. Was detektivierst du?“

„Ich bin mir zu 60% sicher, dass der Mörder ein Meta oder anderes humanoides Wesen mit erhöhter Stärke ist.“

Kons Faust schlug wie ein Donnerschlag auf seinen Schreibtisch. „Nein“, knurrte er. „Verdammt nochmal, nein! Das hier ist Smallville. Hier sind keine fucking Superwahnsinnigen erlaubt! Und niemand – absolut niemand darf seine eigenen Kinder tot prügeln. Ich brech dem Bastard alle Knochen. Der kommt aus der verdammten Trage nie wieder raus, weil er nicht mehr fucking laufen können wird!“

„Kon“, sagte Tim.

Kon atmete tief durch. Er sammelte einen Holzsplitter aus seinem Bauchnabel.

„Wir gehen zusammen hin, morgen, wenn wir mehr Informationen haben. Ich sammle von hier aus so viel zusammen, wie ich nur kann, aber du wirst heute Nacht für mich ein paar Kameras installieren müssen. Ich leite dich Schritt für Schritt an.“

Kon seufzte und kippelte erneut mit seinem Stuhl nach hinten. Er legte seine Füße auf die Schreibtischplatte und kratzte sich am Bund seiner Hawkman-Boxershorts. „Du sitzt also in Gotham hinter einem Computer, während ich die ganze Drecksarbeit mache?“

„So in der Art.“

„Bekomm ich meine eigenen Netzstrumpfhosen?“

„Du hast ja schon ein Ohrloch“, meinte Tim, „das ist also der logische nächste Schritt.“

Kon musste gegen seinen Willen lachen. „Okay, wo soll ich einbrechen?“

„Lowell County Leichenschauhaus, Zimmer 3E.“

„…Weil du ein creepy Mofo bist. Okay. Soll ich zu dir fliegen und die Kameras holen?“

„Nicht nötig“, antwortete Tim und sein Ton ließ Kon sich auf das Schlimmste vorbereiten. „Du kannst die Kamera im Lüftungsschacht einen Meter links von dir wiederverwenden.“

What. The. Fuck!

Kons Stuhl krachte zu Boden, als er in die Höhe und aus dem Stuhl schnellte. „Sie hat nur noch eine knappe Woche Batterielaufzeit“, fuhr Tim aus dem am Boden liegenden Handy fort. Kon griff sich die Abdeckung des Lüftungsschachts und die Schraube, mit der sie befestigt war, drehte sich heraus. Tatsächlich befand sich dahinter eine kleine schwarze Kamera.

„Was zur Hölle, Alter!“, nuschelte er.

„Du wirst mindestens noch eine zweite brauchen“, informierte ihn Tims blecherne Stimme aus dem Handy. „Die Kamera im Schwalbennest über der Eingangstür sollte eine gute Wahl sein. Die ist sowieso redundant.“

Kon stürzte sich auf das Telefon und schrie einige Kraftausdrücke hinein. Dann warf er es gegen die Wand.

~> tbc in Teil 2


RE: Close To Home (von iesika) | Teil 1/18 - Aerlinn - 07.07.2020

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RE: Close To Home (von iesika) | Teil 1/18 - tenten31 - 07.07.2020

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RE: Close To Home (von iesika) | Teil 1/18 - Lossi Kal-El - 13.07.2020

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RE: Close To Home (von iesika) | Teil 1/18 - tenten31 - 13.07.2020

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