[ab 18!] Close To Home (von iesika) | Teil 2/18 - Druckversion +- We Can Be Heroes (https://wecanbeheroes.de) +-- Forum: We Can Be Heroes Just for One Day (https://wecanbeheroes.de/forum-5.html) +--- Forum: Superheroes, Unite (https://wecanbeheroes.de/forum-8.html) +--- Thema: [ab 18!] Close To Home (von iesika) | Teil 2/18 (/thread-76.html) |
Close To Home (von iesika) | Teil 2/18 - tenten31 - 14.07.2020 Mittwoch Auf einer Farm zu leben, das hieß auch früh aufzustehen. Kon wusste das. Und er hatte sich damit abgefunden. Was nicht hieß, dass er es gern machte. Er quälte sich bei Sonnenaufgang aus dem Bett und zog sich einen Bademantel über seine Boxershorts an. Dass er letzte Nacht noch lange wach gewesen war, machte die Sache leider nicht besser; er hatte das gesamte Haus auseinandergenommen auf der Suche nach weiteren Kameras, bevor er Tims Auftrag erledigt hatte. Und dann, als er wieder zurück gewesen war, hatte er nochmal das ganze Haus abgesucht – bis Martha heruntergekommen war und ihn erst einmal alles hatte aufräumen lassen. Die ganze Kamera-Sache schien sie nicht ansatzweise so zu stören wie ihn. Sie hatte ihn nicht einmal ihr Schlafzimmer durchsuchen lassen. Halb stolpernd, halb schwebend, kam Kon die Treppen hinunter, stieß sich bei jedem zweiten Schritt die Zehen und tapste zur Eingangstür hinaus, hinüber zur Scheune. Die Kühe zu melken war seine Aufgabe, seit die verdammte Kuh beinahe Martha getreten hatte. Die Kuh hatte ziemlich schnell gelernt, dass Kon zurücktrat. Inzwischen machte sie ihm kaum noch Ärger und die frische Milch war köstlich. Kon wünschte sich nur, er müsste dafür nicht mitten in der Nacht aufstehen. Nach dem Melken stellte er den Eimer für Martha auf die Veranda und nahm sich eine große telekinetische Handvoll Hühnerfutter aus dem Behälter neben den Stufen. Er ließ es den ganzen Weg zum Hühnerstall hinüber durch seine Finger gleiten. Hühner waren verdammt dumm. Sie hatten immer noch nicht begriffen, dass es eine dumme Idee war, ihn anzupicken. Als er zum zweiten Nistkasten kam, versuchte eine große, weiße Leghorn-Henne, sein Handgelenk zu zerfleischen. „Ernsthaft?“, murmelte er. Er drehte sie mit dem Kopf nach unten und ließ sie einfach so tretend und zeternd schweben, während er die Eier befreite, auf denen sie gesessen hatte. „Du“, deutete er grummelnd auf die Dumpy-Henne im eierlosen Eckkasten. „Fetter Faulpelz! Ich fütter dich, du fütterst mich, comprende?“ Das Huhn versuchte ihn in den Finger zu beißen. „Ja klar, okay. Wir werden ja sehen, wer der Sonntagsbraten wird.“ Trotzdem waren neun Eier keine schlechte Ausbeute. Er hielt sich damit bei Laune, dass er sie auf dem Weg zurück ins Haus Ende-auf-Ende balancierte. Inzwischen sollte es auch Kaffee geben – den süßen, geheiligten Nektar der Götter. Die meisten Leute würden das für eine Übertreibung halten, aber Kon hatte schon Götter getroffen. Barda konnte eine große Kanne ganz allein wegtrinken. Tim öffnete ihm die Tür. „Guten Morgen“, begrüßte Martha ihn fröhlich, als er in die Küche kam. Sie legte das Nudelholz beiseite und nahm ihm die Eier ab, jeweils zwei auf einmal. Als er schließlich mit leeren Händen dastand, drückte sie ihm eine randvolle, noch dampfende Tasse Kaffee in ebenjene. Kon seufzte glücklich und nahm einen so großen Schluck wie es eben nur ein unverwundbares Halb-Alien konnte. Dann schloss er die Augen und wartete, bis das Koffein in seinen Blutkreislauf überging. Als er die Augen wieder öffnete, war Tim immer noch hier, aber Kon fühlte sich inzwischen etwas bereiter, ihm entgegenzutreten. „Wie lange bist du schon da?“ fragte er. „Du hast gerade die Kuh gemolken. Mrs. Kent meinte, ich sollte einfach warten, bis du wieder rein kommst.“ Tim lächelte eines seiner Normalo-Lächeln, das zu perfekt zu seiner Normalo-Kleidung passte, um echt zu sein. „Ich habe trotzdem versucht, hallo zu sagen.“ Kon verzog das Gesicht und nahm einen weiteren großen Schluck Kaffee. Martha war fertig damit, Brötchen zu schneiden und begann sie in einer Auflaufform aufzureihen. „Tim hat Wurst mitgebracht“, klärte sie Kon auf. Kons Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Alfred stellt sie selbst her“, erklärte Tim. Er setzte sich an den Tisch und streichelte Krypto, der mit seinem eigenen Frühstück fertig war und nun schamlos bettelte. „Er lässt auch Grüße ausrichten, Mrs. Kent, und ein Dankeschön für die Marmelade.“ „Ich hab dir doch schon gesagt, du kannst mich Martha nennen. Ma, wenn du willst.“ Tim blickte ein wenig verlegen drein, was ihm stand. Kon mochte alles, was Tims Mimik menschlicher machte. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich, „manchmal vergesse ich es.“ „Ja klar“, hakte Kon ein, „weil du ja so höflich bist. Wie viele Kameras hast du in ihrem Schlafzimmer?“ Martha stieß ein schnaubendes Lachen aus und begann, die Eier in eine Schüssel zu schlagen. „Eine“, antwortete Tim, „die die Tür abdeckt. Und eine vor dem Fenster.“ „Gott, du bist so ein Freak!“ Martha warf ihm einen strengen Blick zu. „Das ist nicht besonders nett zu deinem Freund.“ „Er hat Kameras in deinem Schlafzimmer.“ „Sie wusste davon“, meldete sich Tim. „Superman ist nicht immer verfügbar und nachdem du auch tot warst – und besonders nach Mister Kents Herzinfarkt – gab es eben Bedenken um ihre Sicherheit. Die Kameras wurden so positioniert, dass möglichst alle Eingänge abgedeckt sind, aber gleichzeitig Privatsphäre gewährleistet ist.“ Kon öffnete den Mund. Martha warf ihm einen Blick zu. Also schloss er ihn wieder. „Jetzt, wo du zurück bist, ist die Notwendigkeit alles zu überblicken nicht mehr so groß.” „Hab ich alle erwischt?“, fragte Kon. „Mit Ausnahme der Kamera in Marthas Schlafzimmer – die ich übrigens entfernt habe, während du die Hühner gefüttert hast – hast du erfolgreich alle Überwachungsgeräte im Haus lokalisiert. Du hast dafür kürzer gebraucht als ich dachte. Ich nehme an, du bist dir nun bewusster, wie schnell du ohne es zu merken beobachtet werden kannst?“ Kon verdrehte die Augen. „Ich habe zwei der Außenkameras gelassen und eine neue an der rückseitigen Veranda angebracht.“ Als Kon ihn finster anblickte, fügte Tim noch hinzu: „Zur Sicherheit, Kon.“ Ein unbekümmertes Lächeln trat auf Marthas Züge, während sie ihre liebste gusseiserne Pfanne aus dem Schrank neben dem Kühlschrank zog. „Mir wurde versichert, dass Fledermäuse ihre Liebe in Form von unangemessen persönlicher Überwachung zeigen“, meinte sie. „Und jetzt raus mit euch beiden Jungs aus meiner Küche. Ich ruf euch, wenn es Essen gibt.“ „Jawohl, Ma’am“, gaben sie unisono zurück und Tims plötzliches Lächeln war so strahlend, dass Kon glatt vergaß, wütend auf ihn zu sein. Er folgte Tim ins Wohnzimmer und ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen. Tims Laptop lag auf der Couch und war durch ein langes Kabel mit dem Fernseher verbunden. Als er sich setzte, nahm Tim den Laptop auf. „Du hast gestern Nacht gesagt, du musst noch arbeiten?”, fragte Kon. Tim öffnete den Laptop und begann zu tippen. „Musste ich.“ „Naja, du bist aber ziemlich früh hier, oder? Hast du überhaupt geschlafen?“ „Der Jet hat einen Autopiloten“, antwortete Tim, was eigentlich keine Antwort sein sollte, was aber wahrscheinlich hieß, dass er etwa zwei Stunden geschlafen hatte. Er schaltete den Fernseher ein und machte irgendwas, so dass statt des Frühstücksfernsehens die Vogelperspektive auf das Lowell-County-Autopsielabor erschien. Kon konnte nur annehmen, dass die Leiche auf dem Tisch Matts war, da sie unter einem Tuch verborgen war. Ein Mann in weißem Kittel und Plastikschürze lief ins Bild und zog sich ein Paar lange Latexhandschuhe an. „Oh, gut“, freute Tim sich, „Es geht gleich los.“ „Weißt du was?“ meinte Kon und flog bereits zur Treppe nach oben. „Ich sollte mich erst mal anziehen. Ich sollte mich duschen und dann was anziehen. Ich, äh… bin gleich wieder da.“ „Du solltest das hier als lehrreiche Erfahrung begreifen.“ „Weißt du, wir haben alle unsere Spezialitäten“, gab Kon zurück. „Du rufst mich, wenn‘s riesige Roboter gibt, die kaputt gehauen werden müssen. Ich ruf dich, wenn jemand seziert wird. Arbeitsteilung. Funktioniert super.” Tims Mundwinkel machte diese grimmige kleine Bewegung, die er manchmal machte, aber sein Blick blieb auf den Fernseher geheftet, so dass Kon fliehen konnte. *
Die Farm bezog ihr Wasser aus einem Brunnen, den Clark vor Jahren mal gegraben hatte, mit einer windbetriebenen Pumpe. Kon blieb so lange er eben konnte unter der Dusche. Es würde den ganzen Tag dauern, bis der Tank wieder voll war, es sei denn, er half nach und drehte an der Turbine. Er hatte keine Ahnung, wie lange eine Autopsie normalerweise dauerte, weshalb er beim Anziehen ebenfalls trödelte und versuchte, nicht allzu sehr daran zu denken, was für ein Feigling er war. Dabei war er eigentlich gar nicht so zimperlich… Er hatte eine Ewigkeit bei Cadmus gelebt, und er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er Monstergedärme oder Schlimmeres abbekam. Aber es war eben anders, wenn man die Person auf dem Obduktionstisch kannte. Deshalb hatte Tim ihn wahrscheinlich auch nicht gezwungen zu bleiben. Trotzdem konnte er sich nicht ewig Zeit lassen… Kon seufzte und ging zurück nach unten ins Wohnzimmer, wo Tim immer noch gebannt auf den Fernseher sah und sich zwischen Gabeln voll Rührei und Tomaten einhändig Notizen machte. Auf dem zweiten, vor Kons Sessel aufgestellten Fernsehtischchen war ein Teller voll mit Frühstück, das für ihn zubereitet worden war. Auf dem Weg zu seinem Sessel hielt Kon seinen Kopf gesenkt und sah nicht zum Bildschirm auf. „Also…“ wagte Kon zu fragen. Vier Brötchen lagen auf seinem Teller, obwohl Martha ihn nie mehr als zwei auf einmal haben ließ. Tim nahm einen Bissen von seiner Wurst, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen. Kon wurde dabei leicht mulmig. „Die Stärke der Schläge legt nahe, dass ich Recht hatte und der Mörder ein Meta ist. Ich denke nicht, dass er eine Waffe benutzt hat, aber das ist schwer zu sagen, wenn man die Stärke des Angreifers berücksichtigt. Schädelbruch… es gab mindestens drei deutliche Schläge an den Kopf, einer ins Gesicht eingeschlossen. Multiple Frakturen des Brustkorbs, mit einer Perforation der Lungen und anderer Organe durch Knochensplitter. Gerissener Magen und Dünndarm.“ „Himmel!“, entfuhr es Kon und er schob seinen Teller von sich weg. Er stützte die Ellbogen auf seinem Fernsehtischchen ab und hielt sich die Hände vors Gesicht, nur zur Sicherheit, falls er aufsehen sollte. „Beim Großteil der Schläge lag das Opfer auf dem Rücken, was darauf hinweist, dass er wahrscheinlich schon beim ersten Schlag zu Boden ging. Die Blutspritzer am Tatort deuten auf einen Schlag an den Kopf.“ Er wandte sich daraufhin zu Kon, aber Kon beobachtete ihn lediglich aus dem Augenwinkel. Er hatte Angst davor, den Kopf zu heben. „Er… war wahrscheinlich sofort tot, Kon.“ Kon ballte seine Hände zu Fäusten und schlug sie sich gegen die Stirn. „Das… sollte echt kein Trost sein. Himmel. Himmel! Du sagst also, wer auch immer es war, hat das alles noch nach seinem Tod gemacht?” „Exzessive Gewalt weist in der Regel auf eine starke persönliche Bindung zum Opfer hin.“ Wenn er es wie Tim machte und das alles wie ein Puzzle sah, könnte er vielleicht aufhören, darüber nachzudenken, wie wohl Matts Gesicht ausgesehen haben musste, als er zu Boden gegangen war. „Eine persönliche Bindung. Wie vielleicht der Vater“, gab er leise zurück. „Oder… oder jemand Verrücktes. Also Joker-Verrücktes.“ „Das ist sicher auch eine Möglichkeit.“ „In Smallville!“ wiederholte Kon. „Himmel!“ „Der Angreifer hat scheinbar schwere Schuhe getragen, zwischen 25 und 27 Zentimeter Länge. Daraus und aus dem Spritzmuster des anfänglichen Schlags kann man ableiten, dass unser Mörder wahrscheinlich ein durchschnittlich oder leicht unterdurchschnittlich großer Mann oder eine relativ große Frau war.“ Kon schloss die Augen. „Wow, unglaublich. Du hast die Liste der Verdächtigen auf… etwa die Hälfte der Menschen auf diesem Planeten reduziert. Ja, man kann klar erkennen, dass du ausgebildet wurdest vom—“ „Patrick Stephens ist 1,78 m groß“, unterbrach Tim ihn. Kon blinzelte mehrmals, bevor er anfing, Spiegelei in seine Brötchen zu stopfen. Auf keinen Fall konnte er sie jetzt essen, aber bis sie in Iowa ankämen, hätte er sicher wieder Hunger. *
Während Tim sich umzog, spülte Kon das Geschirr ab und dann waren sie auch schon unterwegs. Nachdem sie gerade einmal 300 Meilen weit mussten, hielt Tim sich nicht damit auf, den Batjet zu holen von… wo auch immer er ihn geparkt hatte. Kon war sich ziemlich sicher, dass der einzige Grund, warum sie den Batjet nicht nahmen, der war, dass Tim ihm nicht sagen wollte, wo er ihn versteckt hatte. „Air Superboy“, rief Kon, als sie die Wolkendecke durchbrachen. Er hielt Tim bei den Handgelenken, auch wenn seine Telekinese den größten Teil von Tims Gewicht trug. „Die einzige Art zu fliegen!“ „Es gibt aber keine Filme auf dem Flug”, beschwerte Tim sich gespielt. Kon ließ ihn fallen. Natürlich flog er hinterher und fing ihn nach etwa 200 Metern freiem Fall wieder auf. Tim hatte nicht mal den Anstand, sich etwas anmerken zu lassen. Stattdessen zog er seine Arme und Beine an und machte sich so aerodynamisch wie möglich, so dass Kon nochmal beschleunigen könnte. Das Dorf, zu dem Tim ihn dirigierte, war klein – sogar kleiner als Smallville und umgeben von grünen Feldern. Tim wies ihn an, sich in flachem Winkel von Westen zu nähern und deutete auf ein weißes Häuschen am Dorfrand. Sie landeten dahinter, nur wenige Meter vom Hintereingang entfernt. Das Gras war uneben und etwas zu lang, und das Haus selbst hatte dringend neue Farbe nötig. Etwa die Hälfte der Fenster hatte keine Fliegengitter mehr davor. „Etwas renovierungsbedürftig“, kommentierte Kon. Er zog ein in Servietten gewickeltes Brötchen aus seiner Tasche. Tim zog ihn am Arm hinter einen Busch, bevor er davon abbeißen konnte. Ein Teil des Brötchens krümelte ab und fiel zu Boden. „Soweit ich das feststellen konnte, lebt er allein“, meinte Tim. Kon setzte sein Ja-ich-höre-zu-Gesicht auf und lehnte sich so weit zurück, dass er sich Essen in den Mund schieben konnte. Tim verdrehte nur die Augen und fuhr fort. „In der Arbeit hat er sich heute krank gemeldet. Seine Personalakte besagt, dass das öfter vorkommt. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass es zumindest heute wegen Matt ist, egal ob er unser Mörder ist oder trauert.“ „Er hat den Jungen krankenhausreif geschlagen“, gab Kon zurück und verzog das Gesicht. „Nehmen wir zumindest an. Möglicherweise gibt es noch eine andere Erklärung für die Verletzungen direkt vor der Scheidung.“ „Glaubst du das wirklich?“ Tims Blick verfinsterte sich und er wandte sich ab. „Nein“, antwortete er, „aber wir können das, was wir glauben oder vermuten, nicht unsere Untersuchungen behindern lassen.“ „Was sagt dir dein Bauchgefühl?“ „Mein Bauchgefühl“, lächelte Tim verhalten, „sagt mir, dass ich zum Frühstück zu viel von Mrs. Kents leckerer Hausmannskost gegessen habe.“ Diesmal war es Kon, der die Augen verdrehte. „Ehrlich, Kon, ich versuche einfach zu vermeiden, mir eine Theorie zurechtzulegen, bevor wir mehr Informationen haben.“ „Aber du hast immer eine Theorie für alles“, gab Kon zurück. „Und manchmal – oder sogar recht häufig – ist meine anfängliche Theorie zu den gegebenen Umständen falsch. Momentan ist Patrick Stephens unser Hauptverdächtiger, aber das könnte sich ändern. Wir sind 300 Meilen vom Tatort entfernt, Kon, und ich konnte keinerlei Reiseaufzeichnungen finden, die auf etwas schließen lassen könnten.“ „Er könnte mit dem Auto gefahren sein. Dann gäb‘s keine Aufzeichnungen.“ „Stephens‘ Truck stand seit gestern um etwa 13 Uhr die ganze Zeit direkt da drüben.“ Kon reckte sich, so dass er um den Busch herum blicken konnte. Und ja, neben dem Haus war ein verbeulter roter Pickup-Truck geparkt. „Das hast du von der Überwachungskamera der Tankstelle auf der anderen Straßenseite?“, fragte er. „Hm“, machte Tim anerkennend. „Wenn er allerdings ein Meta ist…“ „Dann hätte er möglicherweise das Auto gar nicht gebraucht, um nach Smallville zu kommen. Genau. Du hast es langsam raus”, stimmte Tim zu und strich ein paar Krümel vom S. „Bereit, drohend aufzutauchen?“ „Immer“, grinste Kon. „Wo ist er?“ Kon hielt inne und sah zum Haus. Er lernte immer noch, mit der Röntgenblick-Sache umzugehen, weshalb er einen Moment brauchte, bis er ihn richtig eingestellt hatte. Der Hintereingang führte in eine extrem unordentliche Küche. Überall lagen Lieferverpackungen und Pizzakartons und der Mülleimer quoll über und stank wahrscheinlich auch ziemlich. Kon blickte durch die nächste Wand und fand Stephens im nächsten Raum, dem Wohnzimmer, vor, wie er von einem rissigen Kunstledersessel aus fernsah. Er war blass und unrasiert und trotz der frühen Stunde hielt er eine Bierflasche in der Hand. Wenn er gewusst hätte, dass er gleich Besuch bekommen würde, hätte er wahrscheinlich Hosen angezogen. „Zweite Tür links“, informierte er Tim. „Er sieht fern.“ Tims Blick ruhte abwägend auf ihm. „Du wärst extrem hilfreich bei Überwachungseinsätzen.“ Kon breitete die Arme aus. „Du musst echt nur fragen, Mann.“ Tim nickte ihm kurz zu, bevor er sich umwandte und die Stufen zum Hintereingang vorausging. Er besprühte die Türangeln mit etwas und deutete dann Kon, das billige Schloss auszuhebeln, bevor er lautlos in die dreckige Küche schlüpfte. Kon sah Tim dabei zu, wie er sich seinen Weg über die gesprungenen und verdreckten Fliesen bahnte, bevor er zu ihm hinüber an die offene Wohnzimmertür schwebte. Alles, was sie von Stephens ausmachen konnten, war die beginnende Glatze an seinem Hinterkopf. Die einzige Lichtquelle im Raum war eine kleine Leselampe auf einem Beistelltisch neben dem Sessel – und natürlich der Fernseher, der gerade ein großes, gelbes POLIZEI-Logo zeigte. Kon fand das recht passend. Neben ihm zog Tim etwas aus seinem Gürtel, das wie ein winziger Zünder aussah, und drückte mit dem Daumen den Schalter. Augenblicklich versank der Raum in Dunkelheit und Stille, als Lampe und Fernseher erloschen. Gottverdammt, Kon wollte auch sowas! Tim hatte immer die besten Spielzeuge… Stephens setzte sich fluchend auf, als der Strom ausfiel und betätigte ohne Erfolg den Schalter der Lampe ein paarmal. Während er noch unbeholfen über die Armlehne des Sessels gebeugt war, trat Tim in Aktion, indem er schnell aber lautlos direkt vor Stephens zum Stehen kam, sein Cape eng um seinen Körper geschlungen. Kon folgte und glitt um die andere Seite des Sessels herum, um von Nahem bedrohlich aufzutauchen. „Scheiße“, fluchte Stephens, als er sie sah. „Scheiße, Scheiße—“ Er tastete ungeschickt nach einer Schublade im Beistelltisch, aber Tims Kampfstab knallte bereits gegen sein Handgelenk, bevor Kon überhaupt reagieren konnte. „Ah ah ah, Patrick!“, schalt Tim und beugte sich ihm entgegen. „Du hast keinen Schein für die Pistole.“ „Oh Scheiße, oh Scheiße“, brabbelte der Mann, seine Hand an der Brust. Er presste sich so flach er konnte in die Rückenlehne des Sessels, in die er bereits eine Kuhle in Form seines Körpers gesessen hatte. Sein Blick ging wild zwischen ihnen beiden hin und her. „Wer seid ihr? Was wollt ihr—“ Die Spitze von Tims Kampfstab legte sich an die Lippen des Mannes, was ihn verstummen ließ. „Wir stellen hier die Fragen, Patrick, wenn du nichts dagegen hast.“ Er zog den Stab wieder zurück. „Oh Gott“, flüsterte Stephens, bevor er komplett verstummte. „Du hast die Fabrik gestern Mittag verlassen. Du warst kurz bei Charlie’s Bait’n’Beer und hast zwei Flaschen Old Bear Whiskey und ein Sixpack dieses edlen Getränks hier gekauft.“ Mit dem Ende seines Kampfstabs tippte er die Flasche in Stephens‘ Hand an. „Du bist hierher zurückgekommen und… was dann?“ Stephens schüttelte den Kopf von einer Seite zur anderen, ohne dabei den Blick von dem langen weißen Kampfstab in Tims behandschuhter Hand zu nehmen. Kon konzentrierte sich und sah rot. Die Flasche in Stephens‘ Hand zersprang und er schrie auf, als sich unangenehm warmes Bier über seinen Schoß ergoss. „Er hat dir eine Frage gestellt, Patrick“, setzte Kon nach. „Oh Gott, ich – ich war nirgends. Das hier – das hier ist wegen Matthew, oder? Die Polizei hat schon—“ „Wir sind nicht die Polizei, Patrick“, meinte Tim im Plauderton. Er legte die Spitze seines Kampfstabs vorsichtig auf eine der braunen Glasscherben auf Stephens‘ Oberschenkel. „Au! Verdammt!“ „Erzähl mir von der Scheidung. Das Gericht sagt, es war in gegenseitigem Einvernehmen, aber da habe ich so meine Zweifel. Du schickst seit sehr langer Zeit einen nicht unwesentlichen Teil deines Gehalts nach Smallville.“ „Für – für Matthew“, stotterte Stephens. „Und für Becky. Es ist schwer, ein Kind allein großzuziehen. Wenn ich kein Geld schicken würde, müsste sie zusätzlich nachts arbeiten.“ „Hm“, machte Tim. Es war eins seiner bedrohlicheren Hms. „Und du landest nicht im Gefängnis.“ „F-Fuck you!“ keuchte Stephens. Er wand sich unter dem Druck auf seinen Oberschenkel, aber es ließ ihn nicht verstummen. „Ich liebe meine Frau. Ich habe meinen Sohn geliebt. Ich verstehe, warum sie ihn von mir ferngehalten hat, aber wenn sie nicht so weich mit ihm gewesen wäre, würde er jetzt wenigstens noch leben.” Stephens funkelte sie beide zornig an, trotzig, aber seine Lippen bebten. Einen Moment später sackte er wieder in sich zusammen und schluchzte: „Ich wollte ihn doch nur beschützen. Ich wollte nie—Ich wusste, was passieren würde. Ich wusste es. Darum wollte ich es aus ihm heraus prügeln, aber das hat nichts gebracht. Ich hätte ihn in eins dieser Camps stecken sollen—“ In Kons Innerem regte sich etwas Einengendes, Bitteres. „Camps“, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Er—er sah rot. Er musste sich beruhigen. Er musste sich konzentrieren. „Für Homosexuelle“, flüsterte Stephens. „Um sie wieder zu richten. Ich war in der Armee. Ich weiß, was mit solchen Leuten passiert. Ich wollte meinen Sohn doch nur davor verschonen—” „Indem du ihn fast zu Tode prügelst“, schaltete Tim sich ein, seine Stimme kälter alt Kon sie je zuvor gehört hatte. „Es tut mir leid“, schluchzte Stephens. Er presste seine Hände gegen seine Augen. „Oh, Gott vergib mir. Ich habe meinen Sohn geliebt. Ich habe ihn geliebt. Ich wollte das nie.” Tim sah über den in sich zusammengesunkenen Mann hinweg zu Kon. Selbst mit all seiner Übung darin, seinen Gesichtsausdruck durch die Maske hindurch zu lesen, hatte Kon keine Ahnung, was er gerade dachte. Nach ein paar Sekunden beugte Tim sich über Stephens und führte eine dünne Pipette an die Wunde in seinem Oberschenkel, die eine dünne Blutspur seine Wade entlang hinterließ. Er verstaute die Pipette in seinem Gürtel und verließ den Raum. Was Kon mit dem weinenden Häufchen Elend im Sessel alleine zurück ließ. Er seufzte angewidert und trat gegen die leere Whiskeyflasche, die an der nächsten Fußleiste zu Staub zerbarst. Stephens zuckte zusammen. Kon verdrehte die Augen und wandte sich um, um Tim zu folgen, als ihn eine Hand an seinem Arm innehalten ließ. „Weißt du“, begann Stephens zögerlich. Als Kon einen Schritt zurück machte, aus seiner Reichweite heraus, ließ er die Hand in seinen Schoß fallen und wischte ein paar Glasscherben beiseite. „Weißt du, wann die Beerdigung ist?“ Kon blinzelte. „Was?“ „Wenn ich Becky anrufe, mache ich sie nur wütend. Das will ich nicht. Aber er ist mein Sohn. Ich muss da einfach hin. Ich bleibe auch im Hintergrund. Sie muss das nie erfahren. Ich hab ihn nicht mehr gesehen—“ Er hielt inne. „Ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit er vom Krankenwagen abgeholt wurde.“ Stephens sah zu ihm auf und etwas an seinem Gesicht – etwas in seinem Blick— „Samstag Morgen“, antwortete Kon, „in der First Methodist.“ Stephens schloss die Augen und ließ sich in den Sessel zurück fallen. „Danke“, sagte er nur. Als Kon durch die Hintertür zurück nach draußen ging, wartete Tim auf der Veranda auf ihn und hantierte mit ein paar winzigen Fläschchen herum. „Er war‘s nicht“, sagte Kon. „Nein“, stimmte Tim zu und drehte sich zu ihm um. Er hielt ein Fläschchen mit einer blass purpurnen Flüssigkeit darin in der Hand. „Er ist kein Meta.“ Kon beobachtete still, wie sein Freund sein kleines Experiment wieder ordentlich wegpackte und sich Kons Blick gar nicht bewusst schien. Tim war der klügste Mensch, den Kon kannte, aber hin und wieder begriff er das Wesentliche ganz und gar nicht. Manchmal brachte es Kon ins Grübeln, ob mit ihm etwas grundlegend nicht in Ordnung war. Damals bei Young Justice hatten sie schnell mal gewitzelt und ihn einen Freak oder einen Soziopathen genannt. Seitdem er wieder zurück war, war Kon allerdings vorsichtiger, wie er Tim nannte. Außer… Tim konnte auf seine eigene Art unglaublich liebenswürdig und umsichtig sein und er war bei den Leuten, die ihm am Herzen lagen, sehr aufmerksam. Es war, als gab es einen Schalter in seinem Kopf, einen Tim/Red-Robin-Schalter. Im einen Moment gab er einem extra Brötchen und wischte Krümel vom Shirt, im nächsten – Bäm! – sofortiges Arschloch. Tim wandte sich ihm zu, sobald er seine Ausrüstung weg gepackt hatte. Er schien etwas in Kons Mimik zu erkennen und legte den Kopf schief. „Wusstest du, dass Matthew Stephens ein Homosexueller war?“ „Was?“ fragte Kon, weil ernsthaft, wer zur Hölle redete noch so, mit Ausnahme des Wichsers im Haus hinter ihnen?! „Nein, ich wusste nicht, dass er schwul war. Ich hab ihn einmal getroffen.“ „Hm“, machte Tim und diesmal hatte Kon absolut keine Ahnung, was er damit meinte. „Wir müssen alle romantischen und sexuellen Partner ausfindig machen.“ Kons Hand ballte sich zur Faust. Scheinbar steckten sie noch im Arschloch-Modus fest. „Ernsthaft?“, fragte er. „Du findest raus, dass er schwul sein könnte und auf einmal war‘s sein Freund?“ Tims Gesichtszüge veränderten sich unter der Maske – nicht viel, aber genug, dass Kon seine Mimik lesen konnte, ohne unter die Maske zu sehen. Tim war angepisst. Seine Stimme allerdings war seltsam ausdruckslos, als er meinte: „Wir suchen jemanden mit einer starken emotionalen Verbindung zum Opfer. Nach dem engsten Familienkreis ist das am wahrscheinlichsten jemand, mit dem er ein Verhältnis hatte. Egal welchen Geschlechts.“ Kon machte einen Schritt zurück. „Aber gut zu wissen, dass du so wenig von mir hältst. Ich bin es gewöhnt, für gefühllos und gleichgültig gehalten zu werden—“ Kon zuckte zusammen. „Aber bis jetzt hat mich noch niemand der Intoleranz bezichtigt.“ Tim drängte sich an ihm vorbei, oder versuchte es zumindest, als Kon ihn am Arm packte und ihn dazu zwang sich umzudrehen. „Dir ist vielleicht aufgefallen, dass ich überrascht war, okay? Ich hab dich einfach falsch verstanden.“ Tims Gesichtsausdruck blieb hart, weshalb Kon weiter redete: „Ich war total angespannt wegen der ganzen Sache mit dem Vater. Ich hab einfach Streit gesucht. Ich hätte dich nicht so angehen sollten.“ Für einen langen Moment sagte Tim nichts dazu, aber sein Gesicht entspannte sich. Er sah Kon prüfend an. „Du nimmst diesen Fall sehr persönlich.“ „Es ist an meiner High School passiert.“ „Hm“, machte Tim, als wäre Kon ein Puzzle – oder ein Tatort. Vielleicht hätte es ihn mehr stören sollen, dass Kon das gerade so beruhigend fand. „Wollen wir nach Hause, mittagessen?“, bot Kon an. „Und danach können wir die Mutter besuchen.“ „Es ist gerade mal zehn Uhr“, gab Tim zurück, ohne auf seine Uhr zu sehen. Vielleicht hatte er ja ein Frühwarnsystem in seiner Maske. „Tja, manche von uns haben Probleme damit, Wurst zu essen, während sie Autopsien zusehen.“ „Mmmmh…“, meinte Tim genüsslich, „Innereien.“ Kon merkte, wie sein Magen sich umdrehte und schluckte schwer. „Urgh, bäh“, machte er, als er sich sicher fühlte, seinen Mund wieder öffnen zu können. „Sag das nie wieder.“ Tim grinste nur schadenfreudig, weshalb Kon ihn packte und sie beide von der Veranda warf. Direkt bevor sie den Boden berührten, riss er sie nach oben zum Himmel. Das Klacken, das Tims Zähne machten, als sie aufeinander stießen, hatte etwas seltsam Befriedigendes. Sie waren bereits fast über Lincoln, als Kon bemerkte, dass Tim sich nicht mehr wehrte, weil er eingeschlafen war. *
Kon musste sich arg konzentrieren, um die Tür ohne Quietschen zu öffnen. Nicht dass die Aufgabe selbst schwierig wäre – er hob die Tür einfach einen winzigen Bruchteil eines Zentimeters an und federte den Raum zwischen den Angeln und den Zapfen ab. Er war inzwischen mehr oder weniger Experte in diesem Manöver, so oft wie er sich für einen Mitternachtssnack nach unten schlich. Was es schwieriger machte, war, dass er Tim extrem vorsichtig halten musste; aus Erfahrung wusste er, dass er ausschlug, wenn er unvorbereitet geweckt wurde. Als Martha sie sah, schlug sie eine Hand vor den Mund: „Grundgütiger!“ Kon deutete ihr leise zu sein, während er Tims leblosen Körper durch die Tür manövrierte. „Was ist denn passiert?“, fragte sie, deutlich leiser. „Ist alles in Ordnung mit ihm? Was—“ „Pssst“, zischte Kon. Er lenkte Tim mit einer Hand in Richtung der Treppe und hob die andere zu seinen Lippen, einen Finger ausgestreckt. „Er schläft, Ma.“ „Aber—“ „Pssst!“, wiederholte Kon. Tim auf der Treppe waagerecht zu halten, gestaltete sich als schwieriger als gedacht, also ignorierte er Martha, um sich darauf konzentrieren zu können, dass Tims Kopf nicht gegen das Geländer knallte. Zum Glück stand seine Zimmertür offen. Er ließ Tim zum Bett hinüber schweben und betrachtete ihn von oben bis unten. Früher, als er noch Robin gewesen war, hatte Tim hin und wieder in seiner Uniform geschlafen, auch wenn das nie besonders bequem ausgesehen hatte. Diese Uniform sah noch unbequemer aus, aber Kon wusste auch sehr genau, dass die alte Uniform nur so mit versteckten Sprengladungen gespickt gewesen war. Er und Bart hatten sie den Bat-Keuschheitsgürtel genannt, wenn auch nur außerhalb von Tims Hörweite. Das würde also ziemlich knifflig werden. Er selbst würde wahrscheinlich alles überleben, was der Anzug ihm entgegen bringen konnte, aber er war sich nicht so sicher, was es mit seinem Zimmer anrichten würde. Außerdem würde alles, was er auslöste, Tim ganz sicher wecken. Es gab also nur eine Lösung: Kon würde extrem vorsichtig sein müssen. Er setzte sich an die Bettkante, mehr oder weniger auf gleicher Höhe mit Tim, und kniff ein Auge zu. Die Maske hatte einen Mechanismus, aber wenn er vorsichtig wäre… Er zog sanft mit seiner Aura daran, bis die Maske nicht mehr auf Tims Gesicht auflag, drückte die winzigen Schalter an seinen Schläfen nach unten und schob die Maske nach oben und über seinen Kopf, was das Cape ebenfalls entfernte. Eine dünne rote Linie verlief über Tims Stirn, wo eine Innennaht gegen die Haut gedrückt haben musste, und seine Haare waren furchtbar zerzaust. „Bewahrst du immer noch Notfall-Haargel in deinem Gürtel auf?“, murmelte Kon und lachte still in sich hinein. Apropos Gürtel; die waren als nächstes dran und wahrscheinlich die am gefährlichsten zu bewältigenden Teile seiner Uniform. Nur gut, dass er sie gar nicht wirklich anfassen wollte. Tatsächlich waren sie relativ einfach zu entfernen, sobald er herausgefunden hatte, wie sie miteinander verbunden waren. Und es explodierte auch nichts, als er sie Tims Hüften nach unten schob, über seine Beine und schließlich zu Boden, wo sie sanft zu liegen kamen. Tims Stiefel beinhalteten keine verborgenen Sprengsätze, aber es gestaltete sich als schwierig, sie von Tims Füßen zu bekommen, ohne seine Beine zu bewegen. Kon musste langsam Tims Fuß strecken, während er vorsichtig erst den einen, dann den anderen Stiefel abzog und zur Seite stellte. Dasselbe machte er mit Tims Kampfhandschuhen, indem er jeden einzelnen Finger so verschob, dass er nicht am Innenstoff hängen bleiben würde. Die Tunika war mit einem Taser ausgestattet, aber das hatte Kon bereits erwartet. Er brauchte ein paar Minuten, bis er den Auslöser fand, und noch eine Minute, bis er realisierte: ja, die Tunika wurde einfach nach oben und über Tims Kopf ausgezogen – allein das war bereits ein sehr kniffliges Manöver. Kon hatte seit seiner Rückkehr Tim nicht oben ohne gesehen. Er war inzwischen um einiges muskulöser als früher, auch wenn er niemals so breitschultrig wie Kon oder selbst Dick werden würde. Die erwachsene Muskulatur wirkte… seltsam… an Tims vertrauter Gestalt. Er hatte kein Gramm zu viel – Kon konnte jede einzelne Vene, jeden Muskelstrang unter seiner Haut ausmachen. Die Kombination aus all dem und fehlender Wattierung ließ Kon unangenehm schlucken. Tims Körper hatte inzwischen etwas… Schonungsloses an sich… etwas Ungesundes, trotz der offensichtlich erhöhten Stärke und dem Wissen, wie hart er dafür gearbeitet haben musste. Kon entdeckte auch frische Prellungen und einige Nadelstiche über seinen Bizeps. Aus dem Winkel schloss Kon, dass Tim sie wohl selbst gesetzt hatte. Ging er denn gar nicht mehr nach Hause? Nicht einmal, um medizinische Hilfe zu bekommen? Kon überlegte, Tim in seinen Hosen zu lassen, aber auch wenn sie sehr eng wirkten, waren sie fast genauso schwer bewaffnet wie die Tunika. Und Tim wäre ihm wahrscheinlich dankbar dafür, wenn er ihn nicht in seinem Cup schlafen ließ. Bei den Hosen gestaltete es sich als komplizierter, den Stoff von Tims Haut zu entfernen – immerhin hatte er weniger Platz – aber schlussendlich gelang es ihm, sie nach unten und schließlich ganz auszuziehen. Eine Knieschiene wurde sichtbar, die Tim mit keinem Wort erwähnt hatte. Kon konzentrierte sich auf die Schiene, dann die Haut und schließlich auf das, was darunter lag, konnte aber nicht sagen, was damit nicht in Ordnung war. Keine gebrochenen Knochen oder ähnliches… Vielleicht sollte er Mister Dalton mal nach ein paar guten Büchern über menschliche Anatomie fragen. Als Kon aufblickte, sah er Martha gegen den Türrahmen lehnen und ihn beobachten. Er schenkte ihr ein reumütiges Lächeln und ließ Tim sanft auf die Matratze sinken. Tim regte sich, wachte aber nicht auf. Kon schüttelte seine Bettdecke aus und legte sie sanft über seinen schlafenden Freund. Dann scheuchte er Martha aus dem Zimmer und folgte ihr hinaus auf den Gang, wobei er vorsichtig die Tür hinter sich schloss. „Der Junge passt nicht auf sich auf“, meinte Martha leise. „Nein, tut er nicht“, stimmte Kon zu. ~> tbc in Teil 3 RE: Close To Home (von iesika) | Teil 2/18 - Lossi Kal-El - 04.11.2020 Lieber Gast, wir würden uns sehr freuen, wenn du dich bei uns anmeldest. RE: Close To Home (von iesika) | Teil 2/18 - tenten31 - 04.11.2020 Lieber Gast, wir würden uns sehr freuen, wenn du dich bei uns anmeldest. |