13.02.2020, 14:08
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A/N: Diese Vignette ist eigentilch Teil meines 2015er JE-Adventskalenders gewesen, allerdings auf Englisch. Sprich, auf Deutsch ist das hier die Erstveröffentlichung. Diese ganzen kurzen Sachen sind alle ohne Beta entstanden - alle Fehler oder Schwächen sind also ganz allein meine.
Raucherpause
Er würde bald wieder zurück nach drinnen gehen müssen.
Der kleine Park um ihn herum war eine dieser überall in der Stadt versteckten kleinen Ecken, die sowieso kaum jemand beachtete. Aber selbst wenn er besser besucht wäre, würde ihn hier niemand erkennen; es war Dezember und damit fiel genug Schnee, um zu rechtfertigen, dass er sich in jede Menge Lagen dicker Kleidung samt Mütze und Schal eingepackt hatte.
Er hatte unbedingt etwas Abstand zum Jimusho gebraucht für diese Raucherpause. Zum Atmen, zum Nachdenken. Um seine Gedanken von den verworrenen Gefühlen für seinen Bandkollegen abzulenken. Deshalb saß Nino jetzt alleine und in sich zusammengesunken hier auf dieser Parkbank. Beobachtete das unstete Glühen der Zigarette zwischen seinen steifen Fingern.
In den Straßen jenseits des Grüns war der gleichmäßige Strom aus Menschen zu einem versprengten Rinnsal abgeklungen. Eine Mutter schob einen Kinderwagen vor sich her; sie war schwer bepackt mit Einkaufstaschen und kämpfte gegen die Kälte an. Wahrscheinlich, um ihr Kind nach Hause zu bringen, um zurück zu ihrem geliebten Mann zu kommen, um ein wärmendes Essen für ihre Familie zu kochen.
Als er ihr so zusah, musste Nino leicht die Stirn runzeln. Wie es sich wohl anfühlen würde, jemanden wie sie zu haben, der zu ihm nach Hause kam, mit dem er vielleicht sogar liebevoll zusammen ein warmes Essen kochte? Natürlich hatte er schon öfter versucht, sich diese Art der Häuslichkeit vorzustellen, hatte sich manchmal danach regelrecht gesehnt.
Schließlich aber immer gewusst, dass er dafür nicht bestimmt war. Nicht als Teil von Johnny’s, nicht als Teil von Arashi, nicht als Person.
Nino war gut mit Kindern, auch wenn es ihm nie etwas ausgemacht hatte, keine eigenen zu haben. Was ihm etwas ausgemacht hatte, waren die wohl besorgt gemeinten Fragen seiner Kollegen gewesen, warum das denn so war. Besonders nachdem Jun einer dieser Kollegen gewesen war. Einer von denen, die niemals zu verstehen schienen. Scheinheilige Träumer. Glücklicherweise war Jun nicht nur ein hübsches Gesicht und ein knackiger Hintern, sondern auch ein sehr aufmerksamer kleiner Bastard; und so hatte er doch irgendwann aufgehört Nino zu löchern.
Es war trotzdem nicht genug.
Nino beobachtete ein eng aneinander geschmiegtes Paar an ihm vorbei laufen. Die Luft um ihn herum erzitterte geradezu von ihrem Kichern, ihrer Zweisamkeit, so glücklich und verliebt.
Nino wollte seine Augen und Ohren vor ihnen verschließen.
Als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er wandte sich um und konnte ausmachen, wie Jun ihn von unter seinem Hoodie sowie mehreren Schichten Schal anfunkelte. „Da bist du ja.“
Ninos Herz hämmerte in seiner Brust, selbst wenn wusste, er strahlte äußerlich Ruhe und, ja, sogar Gleichgültigkeit aus. „Da bin ich ja. War’s die ganze Zeit. Habt ihr nach mir gesucht?”
„Ich hab mir Sorgen gemacht, dass du hier draußen noch erfrierst.“ Nino konnte trotz des besorgten Tons Juns Feixen erahnen.
Einer Laune folgend, nahm er Juns behandschuhte Hand in seine kalten Finger. Jun entzog sie ihm nicht – und Nino wusste, vielleicht würde es nie genug sein – aber so wie es war, war es gut.