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A/N
Dann will ich auch mal mein erstes Drabble posten. Ich habe in der Challenge den Titel "I can see clearly now" entdeckt und wusste sofort, was da zu tippen ist.
I can see clearly now
Es war nun wirklich keine Besonderheit mehr, sich mit ihm zu streiten. Wie konnte man auch nicht ständig mit jemandem streiten, der sich jeden Tag aufs Neue wie der redensartliche Elefant im Porzellanladen verhielt und mit jedem seiner Schritte ihr Herz ein klein wenig mehr zertrampelte. Obwohl er sich eigentlich in der Schule gar nicht so schlecht anstellte, könnte man außerhalb des Unterrichts oft meinen, man hätte es mit dem dümmsten Menschen in ganz England zu tun, wenn man ihm begegnete. Und das Schlimmste daran war: Er merkte nicht, wie sehr er sie verletzte. Und das – wenn Lily ehrlich war – nagte an ihr noch viel mehr als dieser uneinsichtige Trottel, der ständig mit seinen Kumpels umher zog und mit Vorliebe ganz Hogwarts unsicher machte.Und jetzt hatte er es geschafft, Lily’s inzwischen sehr dünn gewordenen Geduldsfaden endgültig zum Zerreißen zu bringen. Sie war allein in den Gängen unterwegs gewesen, als er mit seinem besten Kumpel plötzlich vor ihr stand. Lily hatte sich einen missbilligenden Kommentar nicht verkneifen können, ein Wort folgte auf das andere und schließlich hatte er das geschafft, was wohl schon länger überfällig war. Worte konnten verletzender sein als die schlimmsten Flüche und so wurden ihre Augen von einem Schleier aus Enttäuschung, Wut und Schmerz überschattet, bevor sie ihre Ausgabe von „Zaubertränke für Fortgeschrittene“ fester gegen die Brust drückte und laufenden Schrittes davon eilte, um ihren beiden Mitschülern nicht die Genugtuung gönnen zu müssen, die Tränen zu sehen, die ihr innerhalb weniger Wimpernschläge über die Wangen rannen.
Im Vorbeilaufen spürte sie, wie ihre Schulter mit jemandem kollidierte, kümmerte sich aber nicht weiter darum, verschwand hinter der nächsten Ecke, lehnte sich dort gegen das kalte Mauerwerk und hörte die höhnende Stimme: „Der hast Du es gezeigt“. Gelächter folgte und dann: „Spuck Schnecken, Snivellus!“
Mit tränenfeuchtem Gesicht lugte Lily vorsichtig um die Ecke und erkannte den Jungen, zu dem die Stimme gehörte: Potter! Und während Severus, beide Hände fest gegen den Mund gedrückt, davoneilte, verzog sich auch sein bester Freund. Wo Potter war, war Black nicht weit und er wollte sich offensichtlich nicht allein gegen beide stellen.
Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Potter hatte den Streit mitbekommen und sie verteidigt. Lily’s Züge wurden wieder ernster. Schlammblut … Diese Beschimpfung Snape’s hallte immer noch in ihrem Kopf wider. Und sie musste sich eingestehen: James hatte Recht gehabt. Er hatte es gewusst. Die ganze Zeit …