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A/N: Im Zuge der Summertime-Snapshots hier noch ein Challenge-Beitrag von mir, der mir noch spontan bei dem Bild des Flamingos gekommen ist:
Rachel glaubte, die warmen Hände zu kennen, welche sich fest über ihre Augen gelegt hatten. Sie spürte den sportlichen Körper unmittelbar in ihrem Rücken. „Was soll das? Lass mich los!“ Sie war – wie so oft – nicht bei bester Laune. Und als sie versuchte, sich zu befreien, hielt er sie fest. Stille folgte. Aber keine Antwort war ja bekannterweise auch eine Antwort. Also blieb Rachel wohl nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Vorerst. Und sie tat ihm den Gefallen, sich vorwärts zu bewegen, wie er ihr stumm aber sehr bestimmt mitteilte, indem er sie vor sich herschob. Was war sein Ziel?
Da sie den Tower soeben verlassen und er sie nicht umgedreht hatte, war der es schon mal nicht. Der erfrischende Wind an diesem warmen Sommertag streifte ihr Gesicht, das leise Rauschen von Wellen, die beständig die Küste der Insel berührten, rückte Schritt für Schritt in greifbare Nähe. Gott, wie sie das hasste. „Ok Schluss jetzt“. Ihre Finger umklammerten die Seinen, die immer noch fest auf ihren Augen lagen doch so sehr sie sich auch bemühte, sie hatte keine Chance, wieder freie Sicht zu erlangen. Ein albernes, siegessicheres Lachen drang mit heißem Atem an ihre Ohren, während seine Brust in ihrem Rücken bebte. Und noch etwas anderes spürte sie: Unbehagen. Diese Situation war einfach nichts für sie und ging ihr gewaltig gegen den Strich.
Der Boden unter ihren Füßen veränderte sich Schritt für Schritt. Sie wurde von dem asphaltierten Weg, der zum Eingang des Towers führte, herunter dirigiert in die Vegetation, die sich ringsum ausbreitete. Die Erde fühlte sich weich an, obgleich das von der Sommersonne getrocknete Gras hin und wieder unter ihren Schritten knirschte. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die beiden herab und seine inzwischen verschwitzten Finger verrutschten ein wenig. Leider reichte dies nicht aus, um ihr freie Sicht zu gewähren. Lange würde er sie allerdings nicht mehr vor sich herschieben können, denn der Boden veränderte sich abermals, wurde steiniger und verriet Rachel somit, dass das Ufer bald erreicht sein würde. Das Blut in ihren Adern begann zu brodeln und das nicht nur wegen der Sommerhitze.
Verdammt nochmal! Warum tat er das? Rachels Herz pochte aufgeregt gegen ihre Brust. Ihr Atem wurde schneller. Sie schloss die Augen, denn sehen konnte sie trotz aller Bemühungen ohnehin nichts. Und versuchte, sich zu entspannen, sich selbst wieder zu regulieren, was ihr in Anbetracht der Bürde, die sie tragen musste, ohnehin immer sehr schwer fiel. Und genau deswegen hasste sie ihn für diese Aktion. Eigentlich sollte er das auch wissen. Er sollte wissen, dass sie nicht auf derartige Spielchen stand. Und sie musste sich sehr zusammenreißen, am Ende nicht doch noch die Kontrolle über ihre Gefühle und somit auch ihre Fähigkeiten zu verlieren. Aber hey … Wenn sie ihm weh tun würde, war es doch seine eigene Schuld. Oder etwa nicht?
„Stopp“, sagte er und gab sie endlich wieder frei. Rachel starrte auf das in der Sonne glitzernde Wasser vor ihren Füßen. Gar drehte sie etwas nach links und präsentierte mit einem feierlichen „Tadaaaa“ und einer ausladenden Geste das, was er wohl als Überraschung für sie auserkoren hatte. „Dein Ernst?“ Rachel verdrehte beide Augen in Richtung des wolkenfreien Himmels. Dann starrte sie den aufblasbaren, pinkfarbenen Flamingo an, der geduldig auf dem Wasser schaukelte. Gar hatte ihn mit einem Seil an einem Felsen angebunden, damit er nicht davon treiben konnte. Und er strahlte immer noch über das ganze Gesicht. „Ach komm schon Rachel. Bring mal ein bisschen Farbe in Dein Leben“.
„Idiot“. Rachels vernichtender Blick sorgte dafür, dass die gute Laune augenblicklich aus seinem Gesicht verschwand. Mit einem gekonnten Schubser gegen Garfields Brust beförderte sie ihn rücklings auf sein ‚bisschen Farbe‘. Sie würdigte ihn keines Blickes mehr, drehte sich herum und zog den Träger ihres schwarzen Oberteils wieder nach oben, der während der Entführung von ihrer Schulter heruntergerutscht war. Gar starrte auf dem Flamingo liegend, missmutig den Kopf auf eine Hand gestützt, dem wütend davon stampfenden Mädchen seiner Träume hinterher. Was hatte er denn nun schon wieder falsch gemacht?