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A/N
Im Zuge der Challenge "Let me count the Ways" ist dieses Plädoyer an Rumpelstilzchen aus "Once upon a Time" gerichtet, der mich vom Anfang bis zum Schluss immer wieder auf's Neue in seinen Bann gezogen hat. Kein Drabble. Einfach nur ein Nachruf an einen Charakter, der schlussendlich stärker war, als ich ihm zugetraut hätte.
Ohne Dunkelheit kein Licht
Normalerweise würde hier nun eine Anrede stehen. Doch wie soll ich Dich nennen? Welchen Namen soll ich Dir geben?
Nun. Belasse ich es doch einfach hierbei:
Verehrtester!
Du hattest viele Gesichter in Deinem langen Leben und so viele Namen. Für den Einen warst Du das Krokodil. Für die Andere das Biest. Über Jahre hinweg warst Du einer ganzen Stadt als Mister Gold bekannt. Doch es gibt einen Namen, bei dessen Nennung alle zuerst einmal an Dich denken. Ganz gleich, als was oder wen sie Dich sonst noch kennen: Der Dunkle.
Doch wer genau ist der Dunkle? Bist das wirklich Du? Rumpelstilzchen, der einst mit seiner Familie in einem Dorf lebte? Der sich aus Angst vor den Ogern nicht traute, gegen eben Jene in den Krieg zu ziehen? Der von seiner eigenen Ehefrau als Feigling verspottet wurde? Mir ist bewusst, dass schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit niemals als Entschuldigung für schlechte Taten in der Zukunft missbraucht werden dürfen. Aber mir ist ebenfalls bewusst, dass jede schlechte Erfahrung Wunden hinterlässt. Wunden, die zwar niemand sieht, die aber dennoch die Seele krank werden lassen. Wem ist es da noch zu verdenken, wenn in dem innigen Wunsch, es endlich besser werden zu lassen, sämtliche Hoffnung in eine falsche Macht gesteckt wird? Leider hast Du hierbei nicht nur die falsche, sondern auch eine sehr gefährliche Macht erwischt, sodass der Dunkle langsam und unbemerkt von Deiner einst hellen – wenn auch verletzten - Seele Besitz ergreifen konnte.
Und dann hast Du dasselbe getan, wie der Dunkle: Du hast Menschen beeinflusst, Leben zerstört und Leben genommen. All das, was der Dunkle längst mit Dir gemacht hat. Von Dir – von Rumpelstilzchen – war irgendwann nichts mehr übrig. Es war nicht mehr der Dunkle, der Dir innewohnte. Du bist zum Dunklen geworden. Doch was hat es Dir gebracht? Du hast den falschen Weg gewählt. Ein Weg, der Dir zum Verhängnis wurde. Ein Weg, der Dich in ein Schloss voller Einsamkeit geführt hat, obgleich es Dir an Reichtum nicht mangelte. Doch all das Gold in Deinem Leben konnten Dir nicht zurückgeben, was Du wirklich brauchtest: Das Glück, warme Liebe zu spüren. Liebe, die selbst Deine Ehefrau Dir nicht zu geben vermochte. Liebe, die Deinem Sohn Dir gegenüber mehr und mehr schwer fiel. Liebe, die niemand, der Dich kannte, mehr bereit war, Dir zu schenken. Denn alle hatten Angst vor Dir.
Alle, bis auf eine. Sie hat es gewagt, in Deinen goldenen Käfig einzudringen und Dein Leben von da an ihrerseits zu beeinflussen. Sehr zu Deinem Leidwesen. Sie hat etwas mit Dir gemacht. Dich verhext. Verzaubert. Es war so ungewohnt neu für Dich, plötzlich wieder Gefühle zu erfahren, die Dir längst fremd geworden sind. Wer hätte gedacht, dass dieses junge, unscheinbare Mädchen sich als gefährlichste Feindin des Dunklen herausstellen und den harten Kampf auf sich nehmen würde? Sie war die Einzige, die trotz aller Dunkelheit in Deinem Herzen das Gute in Dir erkennen konnte, das noch irgendwo tief vergraben unter all der Finsternis schlief und darauf wartete, endlich wieder geweckt zu werden. Ob ihr damals schon bewusst war, welchen anstrengenden Weg sie hierfür würde einschlagen müssen? Wieviel Zeit und Geduld es brauchen würde, das Licht in Dir zu erwecken? Doch schlussendlich ist es ihr gelungen. Sie hat den Dunklen besiegt. IHR habt ihn besiegt. Denn so ist das mit den Helden. Die Guten gewinnen immer. Es ist oft nur eine Frage der Zeit.
Und Zeit ist etwas, das Dir schlussendlich geschenkt wurde. Endlich kannst Du glücklich und zufrieden leben. Nein! Nicht bis ans Ende Deiner Tage. Sondern noch weit darüber hinaus …
Hochachtungsvoll
xxx